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Apitz, Bruno - Nackt unter Wölfen




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Apitz, Bruno - Nackt unter Wölfen

Beitragvon Voltaire » 12.08.2007, 12:59

Titel: Nackt unter Wölfen
Autor: Bruno Apitz
Verlag: Aufbau Taschenbuch
Erschienen: Oktober 1998 (9. Auflage)
Seitenzahl: 409
ISBN-10: 3746614201
ISBN-13: 978-3746614205
Preis: 9.50 EUR


Der Autor:
Bruno Apritz wurde 1900 in Leipzig geboren und starb 1979. Er war selbst acht Jahre im KZ Buchenwald und hat in diesem Buch sehr viele autobiographische Erfahrungen verarbeitet und einfließen lassen. Apitz war Verwaltungsdirektor der Städtischen Bühnen in Leipzig und arbeitete auch als Dramaturg für die DDR-Filmgesellschaft DEFA.

Zu diesem Buch:

Ein kleiner dreijähriger Jungen wird in einem Koffer in das KZ Buchenwald von einem Neuzugang eingeschmuggelt. Die Häftlinge der Effektenkammer verstecken das kleine Kind in ihrem Lagerraum. Als der Mann, der das Kind ins KZ schleuste, mit einem Transport wieder das KZ Buchenwald verlassen muss, ist das Kind nicht mehr in seiner Obhut, obwohl sich der Lagerälteste und die illegale Widerstandsgruppe des KZ’s darüber einige waren, auch das Kind mit auf diesen Transport zu geben. Sie sahen das Kind als Gefahr für ihre Widerstandspläne, war doch der Kapo der Effektenkammer einer der militärischen Führer der illegalen Widerstandsgruppe.

Bruno Apitz hat ohne Frage ein wirklich beeindruckendes Buch geschrieben, das 1959 zuerst in der DDR erschien. 1963 wurde nach diesem Buch der gleichnamige DEFA-Film gedreht, mit Erwin Geschonnek als Lagerältester Krämer in der Hauptrolle und Armin Müller-Stahl als Höfel, dem Kapo der Effektenkammer.
Dieses Buch gehört ohne Frage zu den Highlights der DDR-Literatur. Manchmal übertreibt Apitz es etwas mit der Glorifizierung der kommunistischen Häftlinge. Kommunist ist gleich Gutmensch, auf diese einfache Formel gebracht, liest sich vieles in diesem Buch. Aber das wird eben auch verständlich, wenn man daran denkt, dass dieses Buch eben in der DDR geschrieben wurde und auch dort erschienen ist. Da fehlt dann schon mal das richtige Maß. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch ein beredtes Zeugnis über die Zustände in den Konzentrationslagern während der Zeit des Dritten Reiches. Menschenverachtende Grausamkeiten waren an der Tagesordnung und gehörten zur Normalität des KZ-Alltags. Das Buch spielt im März 1945, ein paar Wochen vor der Selbstbefreiung der Häftlinge des KZ Buchenwald. Gerade im Zuge der sich abzeichnenden Niederlage Hitlerdeutschlands wird auch die SS zunehmend unruhiger und unberechenbarer.

Ein durchaus beeindruckendes Buch, was aber ein wenig unter der politischen Einseitigkeit leidet. Trotzdem lesenswert.

Meine Bewertung:
:stern: :stern: :stern: ( :stern: )

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Voltaire
 

von Anzeige » 12.08.2007, 12:59

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Beitragvon Karthause » 12.08.2007, 13:22

Als ich eben gesehen habe, dass du "Nackt unter Wölfen" gelesen hast, war ich sehr gespannt, wie du es fandest. Während meiner Schulzeit war es Pflichtlektüre, eine von der besseren Art. Bei der Bewertung gehe ich mit dir konform. 3-4 Stern, das passt. Es gibt bei solchen Büchern immer das Problem der Parteilichkeit, in diesem Fall sind die Kommunisten nur gut. Anders wäre das Buch in der DDR wohl auch nicht veröffentlicht worden. Wie du aber sagst, es ist eines von den besten.
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon Voltaire » 13.08.2007, 07:40

karthause hat geschrieben:Als ich eben gesehen habe, dass du "Nackt unter Wölfen" gelesen hast, war ich sehr gespannt, wie du es fandest. Während meiner Schulzeit war es Pflichtlektüre, eine von der besseren Art. Bei der Bewertung gehe ich mit dir konform. 3-4 Stern, das passt. Es gibt bei solchen Büchern immer das Problem der Parteilichkeit, in diesem Fall sind die Kommunisten nur gut. Anders wäre das Buch in der DDR wohl auch nicht veröffentlicht worden. Wie du aber sagst, es ist eines von den besten.



Vielleicht wäre das ja mal ein Anlaß, sich intensiv mit der DDR-Literatur zu beschäftigen. Oftmals nur als "Partei-Literatur" belächelt oder schief angesehen, haben gerade viele Autorinnen und Autoren in der DDR gezeigt, was es heisst auch gegen die Meinungsdiktatur zu schreiben. Sie hatten es ungleich schwieriger als ihre Kollegen im Westen, denn gerade die Autoren aus der DDR mussten die Kunst beherrschen, "zwischen den Zeilen" zu schreiben.
Gerade in der DDR-Literatur gibt es großartige Werke.
Leider nahm man auch ihr nach der Wende ihre ganz besondere Identität.
Voltaire
 



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