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Bergel, Hans - Die Wiederkehr der Wölfe




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Bergel, Hans - Die Wiederkehr der Wölfe

Beitragvon Krümel » 22.09.2008, 10:18

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Ein sensationeller Roman, ein Zeitzeugnis, offen und ehrlich berichtet er über die Zeit des II. Weltkrieges in Rumänien.

Das vorliegende Buch, der der Folgeband zu “Wenn die Adler kommen” (in dem Peter als Kind in Rumänien aufwächst), und erzählt nun von den Jahren 1940 bis 1945.

Peter (der Deutscher ist und in Rumänien lebt) ist mittlerweile 15 und besucht das Gymnasium Honterus in Kronstadt/Siebenbürgen. In den Sommerferien fährt er mit ein paar Freunden, die meist älter sind als er, mit dem Fahrrad durch Rumänien. Zur gleichen Zeit hat Wien beschlossen, dass der nördliche Teil von Siebenbürgen zurück an Ungarn geht. Die Jugendlichen erleben auf ihrer Reise furchtbare Ereignisse, denn viele Ungarn drehen durch, und lassen ihren Zorn an den Rumänen aus. So werden sie Augenzeugen von einem schrecklichen Massaker, durchleben einen Angriff, und müssen nur noch Hals über Kopf dieses vom Wahnsinn geprägte Gebiet entfliehen. Nach den Ferien ziehen einige von Peters Freunden in den Krieg.

Nach und nach wächst bei Peter der Wunsch, es den Großen nachzutun, und auch
für sein Vaterland kämpfen zu können. Doch er muss gemeinsam mit seinem besten Freund Benno die Schulbank drücken.

Der Protagonist in diesem Buch (ich hatte ständig das Gefühl, dass es sich hierbei um die autobiographische Figur des Autors handelt, weil Bergel auch 1925 geboren wurde, und er 1940 selber 15 war) ist ein sehr nachdenklicher und introvertierter Mensch. Er beobachtet seine Umgebung, hat tausend Fragen, die er aber für sich behält. Durch diese Charaktereigenschaften wird er in viele Geheimnisse, Begebenheiten und Situationen eingeweiht.
Sein Vater ist ein treuer Anhänger des Nationalsozialismus, sein Großvater, sein Vorbild, nicht. So erfährt er von seinem Opa, dass er einen verfolgten Rabbi im Haus versteckt.
Sein bester Freund und dessen Familie haben in ihrem Haus auch zwei Juden aufgenommen, und der Vater von Benno sorgt dafür, dass sie ungarische Pässe erhalten, und damit aus der Gefahr sind. In Rebekka verliebt sich Peter zudem.
Peter erfährt vom Massenmord an Juden im Bukarester Schlachthof, von der Hinrichtung seines Laufkameraden …

Peter bekommt alles mit, und wird in vieles hineingezogen. Und sein Zweifel an seinem Deutschtum schrumpft und schrumpft.

„Hans Bergel schildert den Weg eines jungen Mannes durch eine wahnwitzige Zeit, seine Ohnmacht gegen die immer wiederkehrende Bedrohung. In einem erschütternden Epos verwebt er Schicksale von Menschen aus Südosteuropa und stellt die Ereignisse der Kriegsjahre aus einem neuen Blickwinkel dar - exzellent recherchiert, mit vielschichtigen Charakteren und dramatisch inszenierter Handlung.“ (Klappentext)

Diesen Roman kann man nicht in einem weglesen. Immer wieder braucht der Leser kleine Pausen, um das Gelesene zu verdauen. Und dennoch habe ich ihn mit großem Interesse und Erstaunen gelesen. Denn es ist schon einzigartig wie der Autor so ganz offen und kritisch diese spezielle Thematik beschreibt. Wie Hitler die Massen einnimmt, und wie gehorsam sie seinem Wahnsinn befolgen.
Über zwei Äußerungen war ich sehr überrascht, dass nämlich die Pariser beim Einmarsch der Deutschen gejubelt haben; und dass die Welt erfreut war, als Hitler Stalin angriff, der Erzfeind Europas und Amerikas. Und wie sukzessive Peter und die Welt in Zweifel gerät, insbesondere als nach und nach von den Massakern an den minderwertigen Rassen durchdringt.

Dies ist ein Buch was sehr nachdenklich stimmt, aber hervorragend geschrieben und recherchiert ist, und welches ich eigentlich jedem nahe legen möchte.

Der Schluss empfand ich als unbefriedigend, die Russen marschieren in Rumänien ein, alle arbeitsfähigen Mädchen und Jungen sollen in Arbeitslagern abgeführt werden, die Wölfe sind wiedergekehrt … Der Leser möchte hier einfach weiterlesen! Und so hoffe ich, dass es noch einen weiteren Teil geben wird.

Zum Autor:
Hans Bergel wurde 1925 in Kronstadt/Siebenbürgen geboren, und lebt seit 1968 in München, Günter Grass erwirkte seine Ausreise. Im kommunistischen Rumänien wegen politischen Aufbegehrens mehrfach inhaftiert. Er ist Erzähler „realistischer Romantiker“, Essayist, politischer Journalist und Lyriker und besitzt zahlreiche literarische Auszeichnungen in Deutschland, Österreich, Schweiz und Rumänien.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
Schwierigkeitsgrad: mittel
BildLiebe Grüße,
Krümel



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von Anzeige » 22.09.2008, 10:18

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Beitragvon Karthause » 22.09.2008, 11:49

Zum Kauf hast mich ja schon angestiftet. Dann habe ich den ersten Teil auch gleich noch bestellt, nun bin ich schon sehr gespannt, was mich erwartet. :D
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon Krümel » 22.09.2008, 12:52

Karthause hat geschrieben:Zum Kauf hast mich ja schon angestiftet. Dann habe ich den ersten Teil auch gleich noch bestellt, nun bin ich schon sehr gespannt, was mich erwartet. :D


Wir lesen ja den ersten Teil bald gemeinsam :D *freu*
BildLiebe Grüße,
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