Krümels-Bücherwelt ...

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Boyne, John - Der Junge im gestreiften Pyjama




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Boyne, John - Der Junge im gestreiften Pyjama

Beitragvon Krümel » 01.08.2007, 11:32

[center]Der Junge im gestreiften Pyjama von John Boyne

Bild
[/center]

Kann man das so schreiben?

Wie schon im Klappentext beschrieben: Am besten ist es, man liest dieses Buch, ohne dass man weiß worüber es handelt! Und da ein Buch eh aus Karton und Papier zusammengesetzt ist, es scharfe Ecken und Kanten besitzt, wird es dem Leser beim Versuch des Verzehrs sowieso im Hals stecken bleiben! Ein Erlebnis, welches ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchte.

Die Schrecken des II. Weltkriegs auf einem Silbertablett geliefert zu bekommen (verhält es sich hier so?), und das aus der Sicht eines neunjährigen Jungen, der absolut ahnungslos ist was um ihn herum vorgeht, diese Naivität, ist gleichsetzen mit der Aussage: Davon habe ich nichts gewusst! Ein Buch, das den Anschein macht, es sei ein Kinderbuch, dessen Thematik aber niemals ein Kinderbuch sein kann, wie geht man damit um?
Es ist makaber und zynisch! Darf es das? Kann man das so schreiben?

Es kommt auch auf die Sicht an, ob von außen, wie in diesem Fall von John Boyne, ist es bestimmt noch eine andere Perspektive, als aus der deutschen Sicht. Mit den Blickwinkel meiner Vergangenheit ist es nur schwer zu verdauen, all die kleinen satirischen Einschübe bleiben im Hals stecken! Schon während der Lektüre ließ mich diese Frage nicht ruhen, ob man diese Thematik so verpacken darf und kann? Das Buch sticht, wie kleine spitze Nadeln, die man fortwährend in die Haut gepiekst bekommt, und der Schmerz fast unerträglich wird. So liest es aus der deutschen Perspektive heraus! Und es darf es! Es soll es sogar!
Ja, man kann diese Schrecken so beschreiben! Denn wie anders soll man jungen Menschen diesen Wahnsinn beschreiben?

Ich kann dieses Buch nur empfehlen, es sollte jeder gelesen haben!

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
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von Anzeige » 01.08.2007, 11:32

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Beitragvon Pippilotta » 01.08.2007, 11:43

Ich hätte es doch letztens bei Thalia mitnehmen sollen .....
danke für die Rezi, dieses Buch werde ich sicher lesen!
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Beitragvon Karthause » 01.08.2007, 13:32

Danke, für diese schöne Rezi. Ich werde mir den Titel notieren. Bei den Eulen ist dieses Buch als Kinder-/Jugendbuch (ab 12 Jahre) eingestuft. :shock: Da kann es sich dort doch wohl nur um einen Irrtum handeln???
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Beitragvon Krümel » 01.08.2007, 15:22

karthause hat geschrieben:Danke, für diese schöne Rezi. Ich werde mir den Titel notieren. Bei den Eulen ist dieses Buch als Kinder-/Jugendbuch (ab 12 Jahre) eingestuft. :shock: Da kann es sich dort doch wohl nur um einen Irrtum handeln???


Ja, ich habe auch schon eine Rezi gelesen, die es als Kinderbuch einordnet. Für mich ist es keins, ich denke mal so ab 15/16 also als Jugendbuch könnte es vielleicht durchgehen. Aber so richtig verstehen kann man es als Erwachsener, und dann ist es eine bitterböse Satire.
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Beitragvon wolves » 01.08.2007, 16:22

@Krümel: Danke für die Rezi! Ein Buch, das mich von der Thematik her auch interessiert.
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Beitragvon Krümel » 20.08.2007, 09:24

Dieses Buch würde ich gerne auf die Reise schicken, da es meiner Meinung nach gelesen werden sollte :wink:

Es soll aber kein Wanderbuch sein! Also ich möchte keine bunten Einträge in diesem Buch haben :wink: Mir ist einfach nur Eure Meinung wichtig :idea:

Wer möchte denn?

Ich würde auch gerne von euch wissen, für welches Alter nun dieses Buch geeignet ist. Wirklich ab 12???
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Beitragvon Karthause » 20.08.2007, 09:34

Krümel, in mir findest du einen Leser. Im September hätte ich auch Zeit es zu lesen. Den Rotstift lasse ich natürlich eingepackt.
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Beitragvon Krümel » 23.08.2007, 11:27

Ich hatte deinen Kom gelesen Karthause, wollte nur noch etwas warten ...

Sicherlich werde ich dir das Buch im September mal rüber schicken, so von ganz weit im Westen in den tiefsten Osten :wink: (Ihr habt viel besseres Wetter als wir :cry: )
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Beitragvon Karthause » 23.08.2007, 12:06

Danke, Krümel. Wenn sich noch jemand melden sollte, kann ich das Buch dann ja weiter schicken.

Mit dem Wetter, da hast du Recht. Martin ist auch von Koblenz gekommen, weil er ein paar Sonnentage wollte. Aber im Winter ist es auch deutlich kälter bei uns, das finde ich wieder nicht so gut.
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Beitragvon Karthause » 15.09.2007, 17:43

Zuerst danke ich Krümel wirklich sehr, dass sie mir ihr Buch zur Verfügung gestellt hat. :bussi:

Gerade habe ich das Buch zugeklappt und kämpfe noch gegen dieses Gänsehautgefühl an. Aber von vorn und so ganz sicher bin ich mir nicht ob ich meine Gedanken so kurz nach dem Lesen schon geordnet bekomme.

Als erstes fiel mir der ungewöhnliche Klappentext auf, der ausnahmsweise gar nichts verrät, sondern explizit darauf hinweist, dass es für den Leser besser ist, wenn er nichts vorher weiß. :thumleft:

Unter dem Titel stand "Fabel". Hmmm. Ich erwartete ja einen Roman und mit der entsprechenden Verwunderung und Neugier begann ich das Lesen. Über den Inhalt will ich hier auch nichts weiter schreiben, nur über die Wirkung. Das Buch las sich schnell und flüssig und nur ungern unterbrach ich. Schnell stellte ich auch fest, es ist wirklich eine Art Fabel.

Der Stil von John Boynes Buch ist geprägt durch Vergleiche, Auslassungen, Andeutungen und durch die große Naivität des Protagonisten. Vieles bleibt unausgesprochen, doch der Leser weiß, es ist das Grauen für das es keiner Worte bedarf. Gerade das war es, was mich in den Bann dieses Buches zog. Viele Romane über das 3. Reich habe ich bereits gelesen. Aber meistens zeichneten die sich durch detailgetreue Schilderungen von Gräuelteten und den Zuständen in Konzentrationslagern aus. "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist wegen des bewussten "Wegblendens" nicht weniger intensiv. Denn die eigene Phantasie beginnt dann aktiv zu werden wenn der Autor aufhört zu beschreiben.

Zu Krümels Rezension habe ich nichts weiter hinzuzufügen. Auch bin der Meinung, dass man ohne weiteres ein Buch über diese Zeit so schreiben kann. Es muss den jugendlichen Lesern der Schrecken nicht detailliert präsentiert werden. Sicher werden die Jugendlichen dazu Fragen haben, dann sollten die Eltern, Großeltern oder auch die Lehrer entscheiden, in wie weit die Jugendlichen mit Einzelheiten konfrontiert werden können. Ich persönlich würde dieses Buch einem Schüler erst als Lektüre empfehlen, wenn der Geschichtsunterricht die notwendigen Grundlagen gelegt hat. Empfehlenswert ist es auf jeden Fall für Jung und Alt.

@Krümel
Das Ende hat mir aber doch fast einen Schag in die Magengrube versetzt.

Auch von mir gibt es: :stern: :stern: :stern: :stern:
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Beitragvon Krümel » 15.09.2007, 18:51

Hi, freu, jetzt habe ich eine Leidensgenossin :D

Möchte wirklich keiner mehr mitleiden??? Soll Karthause das Buch noch jemanden schicken???
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Beitragvon Krümel » 16.09.2007, 09:44

Jetzt muss ich aber doch noch eine Frage stellen :grübel

In Bezug auf Juden ..., kann man es wirklich so schreiben? Auch so eine Frage, die mir durch den Kopf ging. Ich bin auf die Perspektive der Deutschen eingegangen und Alliierten, aber wie fühlen sich Juden, wenn sie diese Lektüre lesen? Könnte es sie verletzen, weil es so "verharmlost" wird, oder so naiv transportiert wird. Und wie kommt dann das dicke Ende an? Schadenfreude?
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Beitragvon Karthause » 16.09.2007, 19:50

Ich kann mich natürlich nicht in die Juden hineinversetzen, die den Holocaust überlebt haben. Aber ich glaube, wenn Boyne hat dieses Thema nicht verharmlost, denn das Ende ist grausam. Er hat "Der Junge im gestreiften Pyjama" als Fabel bezeichnet und genau das macht diesen Umgang mit diesem Thema akzeptabel.

Ob die jüdischen Leser Schadenfreude über den Schluss empfinden, das kann ich mir nicht vorstellen. Hätte Boyne ein Absurdum herbeigeführt, z.B.

Spoiler hat geschrieben:die Gefangenen hätten den Kommandeur in die Gaskammer geführt ähnlich wie Hänsel und Gretel die Hexe in den Backofen geschoben haben


hätte es vielleicht eine Art Schadensfreude geben können. Aber dann wäre das Ganze wohl ehrer ein Groteske.
Viele Grüße
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Beitragvon alwin03 » 21.09.2007, 17:35

@Krümel, ich hab nur deine Rezi gelesen. Den Rest des Fred`s hebe ich mir auf. Möchte nicht vorinformiert werden.

Wenn es von Dir in den Rang eines "Wanderbuches ohne Notitzen" erhoben wird, so sollte es schon was besonderes sein. Kann sein, dass das Buch einige Nächte bei mir verbringen muss, weil es die Zeit nicht anders erlaubt. Aber vielleicht gesellt sich ja durch meine Rezi noch jemand zum Lesekreis.

Danke erst mal für die Lektüre und danke auch an @Karthause für die Lieferung :wink:
Ich lese zur Zeit:

--------------------------------------- ???


wENN nUr meinE sCHleChte recht(s)SchreIbunG nICHT wÄr :cry:
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Beitragvon Krümel » 21.09.2007, 17:37

Ich freue mich schon auf deine Gedanken alwin :thumleft:
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