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Claudel, Philippe - Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Claudel, Philippe - Monsieur Linh und die Gabe der Hoffnung

Beitragvon wolves » 11.10.2007, 08:40

Inhalt (lt. Klappentext):
In seiner Heimat hat Monsieur Linh alles verloren. Er flieht mit seiner kleinen Enkeltochter in eine kalte, verregnete Stadt, wo er mit anderen Flüchtlingen in einem Heim wohnt. Auf einem seiner Spaziergänge durch die fremde Stadt lernt er den dicken, traurigen Monsieur Bark kennen, der unentwegt redet, obwohl Monsieur Linh ihn gar nicht verstehen kann - und eine wundervolle Freundschaft beginnt, eine Freundschaft, in der ein Geheimnis gut aufgehoben ist.

Meine Meinung:
Für mich ist dieses Buch eine zu Herzen gehende Geschichte der Menschlichkeit inmitten einer eiskalten Umgebung. Die Freundschaft zwischen Monsieur Linh und Monsieur Bark bedarf keiner Worte. Sie verstehen sich auf eine mitfühlende und eingehende Art, wie man es so nur noch selten kennt. Denn sie teilen beide eine tiefe Trauer. Und ihre Freundschaft gibt beiden wieder Kraft und Lebensfreude. Je weiter die Erzählung fortschreitet, umso klarer wird es was das Geheimnis von Monsieur Linh ist. Und so schreitet die Geschichte fort bis zum tragischen Ende.

Claudel hat mit wenigen Worten mehr geschrieben und ausgedrückt, als manch anderer nur in hunderten von Seiten wiedergeben kann. Er schreibt eindringlich und aufwühlend. Das hat mich beim lesen schwer beeindruckt. Ein Buch für das ich mir viele Leser wünsche. Ein Autor, den ich mir merke.

Und ja, am Schluss des Buches habe ich geweint, weil es mir so zu Herzen gegangen ist. Und das kommt nicht sehr oft vor.

Für mich gibt es nur eine Bewertung, nämlich volle
:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:



Bild
Liebe Grüße
wolves


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von Anzeige » 11.10.2007, 08:40

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Beitragvon Coco » 11.10.2007, 10:58

Deine Rezi kommt so von Herzen, dass dieses Buch auf jeden Fall auf meine Wunschliste kommt !! :D
Liebe Grüsse
Coco

-----------

:studie:

Charlotte Bronte - Villette
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Beitragvon Salome » 11.10.2007, 11:21

Was soll ich dazu noch sagen: Ich freue mich sehr, sehr, sehr, sehr. usw. :mrgreen: , dass Dir der Claudel so gut gefallen hat. Ist wie Balsam, das zu lesen! Bild
Salome
 

Beitragvon wolves » 11.10.2007, 12:33

@Salome: Danke für deinen Tipp zu Claudel. Ohne dich wäre ich wahrscheinlich nie über so einen tollen Schriftsteller gestolpert.
Ich habe jetzt "An meine Tochter" beendet, laß das ganze etwas sacken und werde morgen (wenn ich ausgeschlafener bin) meinen Eindruck dazu schildern.

@Coco: Das freut mich, dass ich dich auf Claudel neugierig machen konnte! :D
Liebe Grüße
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Beitragvon Karthause » 25.10.2007, 18:03

Dieses Buch habe ich mir heute aus der Bibliothek mitbringen lassen. In den nächsten Tagen werde ich es lesen. Wolves, du hast mich neugierig gemacht!
Viele Grüße
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Beitragvon wolves » 26.10.2007, 07:28

@Karthause: Da bin ich schon mal sehr gespannt darauf, wie dir das Buch gefallen wird. Und ich glaube ich kenne noch jemand, der es auch sein wird, gell Salome? :wink:
Auf jeden Fall wünsche ich dir (hoffentlich) schöne Lesestunden :thumleft:
Liebe Grüße
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Beitragvon Salome » 27.10.2007, 06:39

@ wolves: Ich merke schon Du weißt Bescheid ! :mrgreen:
Salome
 

Beitragvon Karthause » 02.11.2007, 17:38

Eigentlich liebe ich die dicken Wälzer. Aber ich muss wieder einmal zugeben, auch die dünnen Bücher sollte man nicht außer Acht lassen.

Im Mittelpunkt des Buches steht die Freundschaft von zwei alten Männern, Monsieur Linh und Monsieur Bark. Sie können sich zwar nicht nicht verständigen, keiner versteht die Sprache des anderen. Aber sind trotzdem nicht sprachlos, Gesten und Mimik sagen oft mehr als viele Worte. Sie fühlen sich in Inneren verbunden, denn beide sind auf ihre Art wie entwurzelte Bäume.

Monsieur Linh sorg sich ständig um das Wohlergehen von seiner Enkelin Sang diû. Sie gibt ihm Halt. Ihre Geschichte empfand ich schon als sehr speziell.

Mit leisen, ganz gefühlvollen Tönen schildert Philippe Claudel diese Freundschaft. Es ist ein ganz warmherziges und intensives Buch. Mich hat es sehr berührt, zum Schluss liefen mir die Tränen über das Gesicht, ich war vom Ende ehrlich erschüttert.

Ein bisschen haben mich die teilweise recht kurzen Kapitel in meinem Lesefluss gestört. Aber das ist eine Sache, die sicher jeder Leser anders empfindet.

Philippe Claudel ist eine Entdeckung für mich. Auf seine anderen Bücher bin ich sehr gespannt.

@Salome und tom

Lest ihr Claudel in der Originalsprache? Könnt ihr einschätzen, wieviel durch die Übersetzung eventuell verloren geht?

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon Salome » 02.11.2007, 18:23

@ Karthause: :D Wie wunderbar, dass auch Du das Buch schön fandest!
Übersetzungsfragen musst Du an Tom richten, ich lese (leider) nur die Übersetzungen. Ich denke aber, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas verloren gegangen ist. Claudel spielt ja gerne mit Sprache, von daher liegt es nah.
Salome
 

Beitragvon Karthause » 02.11.2007, 18:57

Salome hat geschrieben:Übersetzungsfragen musst Du an Tom richten, ich lese (leider) nur die Übersetzungen. Ich denke aber, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas verloren gegangen ist. Claudel spielt ja gerne mit Sprache, von daher liegt es nah.


Diesen Eindruck hatte ich an manchen Stellen. Über weite Strecken konnte ich eine Art Lesemelodie feststellen. Fast wie ein Rhythmus. Dann an einigen anderen Stellen war dieses Gefühl weg. Es muss ein hervorragendes Buch zum Vorlesen sein.
Viele Grüße
Karthause

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Beitragvon wolves » 10.11.2007, 21:57

@Karthause: Oh, wie schön, dass es dir gefallen hat :D
Liebe Grüße
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Beitragvon tom » 11.11.2007, 11:59

karthause hat geschrieben:
Salome hat geschrieben:Übersetzungsfragen musst Du an Tom richten, ich lese (leider) nur die Übersetzungen. Ich denke aber, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas verloren gegangen ist. Claudel spielt ja gerne mit Sprache, von daher liegt es nah.



Tut mir leid: ich habe diese Beiträge irgendwie nicht gesehen :oops: ! Ja, ich lese Claudel "natürlich" auf Französisch, habe DIESES aber noch nicht hinter mir, allerdings schon auf dem SUB, bzw. im Haus.
Bestimmt geht bei so einem Autor und fast alles Übersetzungen IRGENDWAS von der Melodie und dem Sprachspiel verloren! Diese Meisterschaft der Sprache kann aber soweit gehen, dass ich das trotz relativer Sprachbeherrschung auch nicht ganz nachvollziehen kann. Was ich aber weiß ist, dass ein französischer Bekannter, dessen Geschmack ich sehr schätze, beim ersten Lesen von Claudel sagte, dass er selten etwas Literarisch und Sprachlich so Schönes gelesen hätte. Er war total begeistert.
tom
 

Beitragvon Wirbelwind » 13.01.2008, 01:57

Ups - ich habe es gerade gelesen und bin noch ganz gerührt.
So sanft und leise ,doch so gewaltig und stark. Eine außergewöhnliche Freundschaft, eine wahnsinnig schöne Geschichte und nur 126 Seiten, verblüffend.

Liebe Grüsse
Wirbelwind
Ein Buch ist ein Sprengsatz, um die Phantasie freizusetzen. (Alan Bennett in "Die souveräne Leserin")
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Beitragvon tom » 29.03.2008, 22:11

Ich habe das Büchlein in zwei Tagen gelesen und schliesse mich Eurer Begeisterung an.
Einige Eindrücke noch von mir:
Die Sprache ist wirklich sehr melodiös und zu einem Vortrag geeignet. Ja, es erinnerte mich vom Stil her, bzw. von der Sprache her ein wenig an ein Märchen oder eine Geschichte, die man vorträgt... Dabei ist manches hier Angeschnittene dramatisch!
Sicherlich gibt es ein Geheimnis von Monsieur Linh. Doch ebenso gibt es ein Geheimnis von Herrn Bark! (Es wird ja deutlich, dass er am Indochinakrieg teilgenommen hat als junger Bursche und selber Akteur war in einem Geschehen, in dem Monsieur Linh selber betroffen sein könnte.)
Was die Geschichte dann so überaus hell macht für meinen Geschmack besteht gerade in diesem Zusammensein vom ehemaligen Soldaten und einem Opfer des Krieges. Und zwischen den Zeilen ist (leider?) gerade die gemeinsame Trauer, der erlebte Tod eine Brücke zwischen diesen Menschen...
Das Ende läßt Freiraum für eine Zukunft. Der dramatische Unfall war nicht das definitive Ende, aber fast ein Zeichen, wie sehr für Monsieur Linh Herr Bark schon zum Fixierpunkt, zur Hoffnung geworden ist, so wie er für jenen es geworden war.
tom
 

Beitragvon wolves » 30.03.2008, 11:07

@Tom: Vielen Dank für deinen Eintrag. Ich merke gerade, ich sollte das Büchlein noch einmal lesen. Du hast mich da auf was aufmerksam gemacht, dass mir so gar nicht bewusst war.

Was die Geschichte dann so überaus hell macht für meinen Geschmack besteht gerade in diesem Zusammensein vom ehemaligen Soldaten und einem Opfer des Krieges.


Da sieht man wieder wie "gehaltvoll" so ein kleines Büchlein sein kann. Und wieviele Facetten es haben kann.
Liebe Grüße
wolves


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