(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)
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Gilb, Dagoberto - Der letzte bekannte Wohnsitz des Mick....

22.08.2011, 02:30

Das YMCA von El Paso ist der Ort für hoffnungslos Gestrandete, billige Zimmer mit Bad im Flur, pappdünnen Wänden im trübsinnigen Anstrich voneinander getrennt. Mickey Alcuna möchte nur kurzzeitig einmieten, weil vielversprechende Post auf ihn wartet, dessen Inhalt ungewiss bleibt, womöglich ein mit Geld gefüllter Umschlag, um in seinem Leben endlich durchstarten zu können. So richtet er sich ein und überbrückt sein Warten mit den neuen Nachbarn, die sich mit Geschichten über Wasser halten, Geschichten über bessere Zeiten, die manchmal den realistischen Rahmen verlassen. Mickeys erlebte Erzählungen werden derart mit fiktiven Elementen verdünnt, bis es ihm unmöglich wird, von Erlebtem und Ausgedachten zu unterscheiden. Die misstrauischen Blicke seiner Freunde lassen ihn erkennen, dass er allmählich verrückt wird. Als Leser unterhaltsam, wenn sich angebliche Ereignisse als Missverständnisse herausstellen.

Sehr plastisch schildert Gilb diese Welt der Gescheiterten, die irgendwie alle auf Post warten, die einzig verbeibende Hoffnung auf den Freibrief aus der Misere. Und alle werden sie enttäuscht, wenn die Fächer leer bleiben. Es enthält etwas Absurdes à la Godot, der nie in Erscheinung tritt. Einziger Trost findet sich bei den abendlichen Flirts und in der Kantine des YMCA, wo regelmäßig Tischtennisturniere unter Bewohnern stattfinden - Spiel als existentieller Lebensinhalt, weil jeder Mensch mal einen Erfolg benötigt um nicht unterzugehen.
:stern: :stern: :stern: :stern:

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22.08.2011, 02:30

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