Ich habe das Buch letzten Sommer gelesen, wenn ich darf, poste ich mal meine damals verfasste Rezension:
Herve Joncour sollte eigentlich im Frankreich des 17. Jahrhunderts eine steile Karriere beim Militär machen. Zumindestens dachte das sein Vater.
Doch Baldabiou hat anderes mit ihm vor und so wird Joncour Seidenhänderl in Lavilledieu. Und es ist auch Joncour an dem bald das Schicksal der sieben Seidenspinnereien hängt, als Krankheiten und Seuchen die Seidenzucht in Europa fast unmöglich machen.
Er reist nach Japan, um dort die Eier zu kaufen, denn diese sind von all den Krankheiten isoliert geblieben.
Joncour macht Geschäfte mit Hara Kei und entdeckt sie. Joncour ist von ihr so fasziniert, dass es ihn Jahr für Jahr wieder nach Japan zieht, um Eier zu kaufen und sie sehen zu können. Er reist auch nach Japan, als dort 1861 Krieg ausbricht.
Der Dtv Verlag betitel dieses grade mal 127 Seiten starke Buch als poetische Parabel. Allerdings wird es hier schwerfallen, selbst auch nach höchster Anstrengung des Nachdenkens, eine Moral der Parabel feststellen zu können und dazu noch eine poetische.
Baricco erzählt eine einfache Geschichte mit einfachen Mitteln. Der Schreibstil ist mehr als einfach und wirkt ziemlich monoton, was das lesen nicht gerade vereinfacht. So fangen die Kapitel in denen Joncour nach Japan reist alle mit den selben 5 Sätzen an und die Sätze sind oft nur aneinander gereihte Hauptsätze.
Natürlich kann man jetzt argumentieren und sagen: Baricco möchte so verhindern, dass der Leser von der Geschichte abgelenkt wird. Aber der Leser bekommt kontinuierlich immer wieder dasselbe zu lesen und das 127 magere Seiten (die zu allem überfluss auch noch spärlich bedruckt sind) lang.
Doch konzentriert man sich einmal auf die Geschichte geht es um einen verheirateten Mann, der im 17. Jahrhundert die ungewöhnliche Reise von Frankreich nach Japan antritt und dort von einer Frau in den Bann gezogen wird. Nicht mehr und nicht weniger.
Auf 127 Seiten bleibt weder Raum für die Geschichte, noch für die Charaktere.
Und auch wenn das oben beschriebene eher negativ klingt, so muss man doch sagen, dass Baricco mit Seide eine Novelle geschaffen hat, die einem eine schöne Lesestunde beschert und die etwas besonderes ist. Besonders nicht, weil sie herausragend gut ist, sondern weil sie einfach mal sowohl vom Inhalt als auch erzählerisch mal etwas komplett anderes ist!
Rezension vom 16.08.2007