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Kaufman, Andrew - Alle meine Freunde sind Superhelden




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Kaufman, Andrew - Alle meine Freunde sind Superhelden

Beitragvon marilu » 28.06.2008, 21:39

Originaltitel: All my friends are superheroes! (2003)

Die Geschichte lässt sich in 5 Sätzen zusammenfassen:

Tom und die Perfektionistin lieben sich. Bei ihrer Hochzeitfeier wird der Perfektionistin von ihrem Ex-Freund dem Hypnotiseur suggeriert, dass Tom sie verlassen hat und so wird er für sie unsichtbar. Nach Monaten des Wartens entscheidet sich Perf (die Perfektionistin) ihr Leben neu zu ordnen. Sie verlässt Toronto inkl. aller Erinnerungen und fliegt nach Vancouver, um ein neues Leben zu beginnen. Der Flug dorthin ist Toms letzte Chance, seine Ehe zu retten.

Was hat diese Liebesgeschichte nun aber mit dem Titel zu tun? Wo sind die erwähnten Superhelden (im Klappentext ist von 249 in Toronto ansässigen Superhelden die Rede)?

Zwei treten schon in der Kurzbeschreibung auf (zu erkennen an den Einleitungen „die“ und „dem“ :wink: ). Aber Toms Bekanntenkreis bietet noch eine Menge mehr: so z. B. den Amphibienmenschen, den Tom vor dem Ertrinken rettet. Oder Ohr, der die Intrige des Hypnotiseurs belauscht, aber nicht verhindern kann. Auch der Couchsurfer, das Stresshäschen, die Froschküsserin, das Faultier, der Moodswinger, Mrs. Stetsadrett u.v.a. bereichern Toms Leben.
Wie sich einige von euch nun sicher denken können, handelt es sich hier nicht um geheime Identitäten oder Menschen mit Fähigkeiten, die ihnen immense Vorteile bringen. Nur die wenigsten von ihnen tragen Kostüme und viele sind selbst nicht glücklich mit der Art ihrer besonderen Fähigkeiten…

Davon wie es ist, "Superhelden" zu lieben, erzählt der viel zu kurze Roman auf 107 Seiten. Außerdem davon, wie Superhelden gebrochene Herzen behandeln und davon, wie man für seine Liebe kämpft.

Meine Meinung:

Der Kauf dieses Romans war eine meiner seltenen Spontanentscheidungen. Der knuffig-spillerige Mann und die nostalgische Färbung auf dem Cover haben mich ebenso fasziniert wie der Titel. Mit dem Gedanken entweder werde die Lektüre „Top oder Flop“ habe ich es zur Kasse getragen und innerhalb zweier Abende durchgelesen. Und ich bin froh über den Kauf! Für mich hielt die Geschichte das, was mir der Klappentext versprach – eine warmherzige, komplett irrwitzige Geschichte für zwischendurch, bei der man wenig nachdenken muss, aber sehr gut unterhalten wird. Driften die Gedanken dann doch mal ab, dann sicher um zu überlegen, welche Superhelden im eigenen Umfeld ihr Dasein fristen.

Denke ich über die eigentliche Handlung nach, hätte ich mir sehr viel mehr gewünscht:
mehr Details, weniger Zeitdruck, ausgereiftere Personen. Aber komischerweise stört mich das Fehlen dieser eigentlich essentiellen Punkte in diesem Roman nicht wirklich. Die Atmosphäre ist sehr dicht; Toms und Perfs Leiden stark komprimiert, aber doch direkt greifbar. Kaufman baut viele Abschweifungen bezüglich verschiedener Superhelden ein, die mit der Geschichte an sich selten etwas zu tun haben. Er widmet ihnen mehrzeilige Absätze und reißt so die wenige Handlung, die da ist, auseinander. Insbesondere, wenn die Rede von den Superhelden ist, klingt ein klar ironischer Unterton durch. Es ist, als halte Kaufman der Welt den Spiegel vor, um zu sagen: „Nehmt euch nicht so ernst!“

Also: meinen Geschmack traf das Gesamtkonzept.

„Alle meine Freunde sind Superhelden“ ist ein bizarrer Roman, der sicher ebenso viele Fans finden wird wie gelangweilte und entnervte Leser. Ein roter Faden existiert, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, ist hier die Kunst. Und das Dauergrinsen, das mir die humorvolle Art des Autoren auf das Gesicht gezaubert hat, ist unbezahlbar!

Zum Autoren:
Andrew Kaufman ist ein kanadischer Autor, Filmemacher und Radioproduzent. „Alle meine Superhelden“ ist sein erster Roman. (Dem Buchumschlag entnommen).

:stern: :stern: :stern: ( :stern: )

Bild
PS: Ich wähle ausnahmsweise mal die große Bilddarstellung von Amazon, weil ich das Cover so niedlich finde.
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Kaufman, Andrew - Alle meine Freunde sind Superhelden

Beitragvon Dr.Who » 15.08.2008, 19:04

Bild

Tom verliebt sich in die Perfektionistin.
Sie und Er haben geheiratet.
Auf ihrer Hochzeit eskalierte ein Streit zwischen Tom und Hypno.
Darauf hypnotisierte Hypno die Perfektionistin so das Tom für sie unsichtbar wurde.
Jeder kann Tom sehen, nur seine eigene Frau -die Perfektionistin- eben nicht.
Und seit einem halben Jahr nun versucht Tom sich für seine Frau wieder bemerkbar zu machen, aber ohne Erfolg.
Eine letzte Chance gibt er sich noch.
Auf einem Flug nach Vancouver versucht er es ein letztes mal für seine Geliebte in Erscheinung zu treten.

So zwiespältig die Meinungen über dieses Büchlein auch sein mögen, eines muss man Andrew Kaufman dann doch lassen. Alle meine Freunde sind Superhelden ist wohl eine der ungewöhnlichsten Liebesgeschichten der letzten Jahre die man zu lesen bekommt.
Einige Leser haben bekrittelt dass das Buch mit gerade mal 107 Seiten und sehr großzügiger Seiteneinteilung doch recht mager ist und auch die etwas blassen Charaktere scheinen nicht gerade auf viel Gegenliebe gestoßen zu sein.
Dem kann ich mich hier (leider) nur anschließen. Auch die groß, auf dem Umschlag, angekündigten Gefühlsbäder sind ausgeblieben. Ab und an ein schmunzeln und auch mal ein oder zwei “Oh´s” aber ansonst fliegt man nur so durch dieses Büchlein.
ABER!
Die Charaktere sowie manch ungewöhnliche Idee lernt man schnell lieb zu gewinnen und man ist am Ende des Buches wirklich enttäuscht darüber das es schon zu Ende ist und man wünscht sich unbedingt noch mehr über diese absolut abgefahrene und wundersame Welt von Zeitreisenden, unsichtbaren Liebespaaren, Menschen mit überirdisch guten Gehör oder Herzmechanikern zu lesen.
Nicht zuletzt da ich ein großer Fan von Die fabelhafte Welt der Amélie bin und so manch Parallele sich in dieses Büchlein schleicht schneidet das Werk als solches doch positiv bei mir ab.
Und wenn man zwischen den Zeilen liest sieht man das es nicht immer die “Superkräfte” sind die einen Menschen besonders oder auch wertvoll machen, meist genügt auch nur schon (im wahrsten Wortsinn) ins Innere eines Menschen zu blicken, obwohl ja auch das schon wieder Superkräfte erfordern würde…

Unterm Strich ein Büchlein das zwar nicht für jeden zu empfehlen ist, aber für so manchen durchaus ein kleines erbauliches Fundstück sein dürfte.
Dr.Who
 

Beitragvon Nerolaan » 15.08.2008, 19:10

Freut mich, dass dir das Buch gefallen hat! :-) Ich hatte da so meine leisen Zwiefel :wink:

Und bevor wieder jemand meckert: Ja, es gibt schon eine Rezi von Marilu, die aber nicht im Index steht, denn Dr.Who hat im Index geschaut und ich auch und unter "k" gibt es keinen Kaufman, Andrew bis jetzt.
*klick*
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Beitragvon Katia » 15.08.2008, 19:25

Stimmt, es gibt noch einen Thread http://www.iphpbb.com/board/ftopic-4736 ... -2286.html - kann mal Heidi oder Pippi ran?
Ich trage im Rezi-Index nach und verlinke diesen Thread, evtl. müsst' ihr dann da halt den Link umsetzen....

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Beitragvon Dr.Who » 15.08.2008, 19:33

Dank Neerolan hab ich jetzt auch erst gerade gesehen das es schon einen Fred gibt. Die Suchfunktion funktioniert ja auch nur andenthalben so das sie kaum genutzt wird und der Index ist auch nicht ganz auf dem aktuellsten Stand.
Und unter "Zeitgenössischer Literatur" hätte ich DIESES Büchlein nie gesucht :mrgreen:
Dr.Who
 

Beitragvon Pippilotta » 15.08.2008, 19:37

Danke für den Hinweis, ich habe die Threads zusammengeführt und auch im Rezi-Index die Seite verlinkt! :wink:
Zuletzt geändert von Pippilotta am 15.08.2008, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Dr.Who » 15.08.2008, 19:39

Dank an Pippi und Nerola(a)n :wink:
Dr.Who
 

Beitragvon Krümel » 15.08.2008, 21:06

Danke Pippi :D
BildLiebe Grüße,
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Beitragvon marilu » 26.08.2008, 01:21

Danke für die Nacharbeit! Ich könnte schwören, den Link in den Index gesetzt zu haben, als ich vor meinem Urlaub "meine" Kategorien überprüft habe... :irre?:
Entschuldigt die Verwirrung. :oops:
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