Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Lenz, Siegfried - Schweigeminute




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Beitragvon alixe » 11.01.2009, 18:39

Karthause hat geschrieben:
alixe hat geschrieben:Ich musste auch ein Wörterbuch zu Hilfe nehmen: der Greifer, die Winsch, der Prahm… bin in der Schifffahrt nicht so bewandert … :roll:


Alixe, mit diesem Satz hast du das Buch für mich interessant gemacht. Ich bin ein echtes Schifferkind. Mein Vater war Schiffsführer auf einem Binnenschiff und ich habe alle Ferien auf dem Pott verbracht.


jetzt muss ich auch noch Pott nachschlagen... :mrgreen:
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von Anzeige » 11.01.2009, 18:39

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Beitragvon Karthause » 11.01.2009, 19:24

:mrgreen:
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Beitragvon Krümel » 11.01.2009, 19:44

:lol:
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Beitragvon alixe » 15.01.2009, 23:52

Der zweite Teil gefiel mir dann doch viel besser als es der Anfang versprach. Das von mir befürchtete Ende blieb aus und Lenz verstand es die Liebesgeschichte ohne peinliche Szenen zu erzählen. Ganz fein fand ich die Situationen mit dem kleinen Nachbarmädchen. Hier hat Lenz eine ausgesprochen sanfte und berührende Erzählweise.

Was ich auch an dem Roman mochte, ist die Distanz, die der Leser dauernd zu den Protagonisten bewahrt. Lenz unterlässt es beim Leser irgendwelches Mitgefühl hervorzurufen, es wird nicht um Verständnis für diese „unmoralische“ Liebesbeziehung geheischt und kein Urteil verlangt. Eigentlich hätte mich ja auch alles andere enttäuscht.

Gefallen tun mir auch die skizzenhafte Beschreibungen des Vaters, der Mutter und von Frederik. Irgendwie werden sie nur in kurzen Sequenzen gestreift und doch sind sie stark präsent in dieser Geschichte.
Nicht der beste Lenz, doch die Leichtigkeit dieses Romans hat es mir doch angetan.

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Beitragvon wolves » 16.01.2009, 08:35

alixe hat geschrieben:Nicht der beste Lenz, doch die Leichtigkeit dieses Romans hat es mir doch angetan.
Neugierig nachgefragt, was wäre bis jetzt für dich dein persönlich bester Lenz?
"Schweigeminute" war ja für mich mein erster Lenz. Und irgendwie hatte mich der Autor da schon gepackt. Bei "Das Feuerschiff" hatte er mich auch in keinster Weise enttäuscht. Bei Amazon marketplace habe ich mir einen Sammelband seiner früheren Romane bestellt, rein zufällig habe ich entdeckt, dass es die gebraucht recht günstig gibt. "Deutschstunde" steht noch ungelesen bei mir und noch so viele Erzählungen. Ich freue mich da richtig drauf. :D
Liebe Grüße
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Beitragvon tom » 16.01.2009, 09:24

Sehr interessante Bemerkungen von Alixe, denen ich mich so anschließen kann!!!

Wolves: es kam neulich ein Erzählband mit "sämtlichen" kleineren Novellen von Lenz raus, garnicht mal so unerschwinglich.
Da sind so viele Perlen drin... Ich fand "Brot und Spile" wunderbar oder, auf einer ganz anderen Ebene "So zärtlich war Suleyken".

Und von den Romanen fast eher, aus persönlichen Gründen, das "Heimatmuseum".
tom
 

Beitragvon wolves » 16.01.2009, 09:33

@Tom: Zu hause habe ich ja diesen ganz tollen Band mit allen Erzählungenvon Lenz. Meinst du den damit?
Bei den früheren Romanen sind "Es waren Habichte in der Luft / Der Mann im Strom / Brot und Spiele / Stadtgespräch" dabei. Da gibt es bei deinen Empfehlungen ja schon mal gute Schnittpunkte.
"Heimatmuseum" werde ich mir auch mal anschauen gehen.

Edit: Für einen Cent, gab es keine größeren Überlegungen mehr bei mir. Ich habe mir gerade "Heimatmuseum" gekauft. :wink:
Liebe Grüße
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Beitragvon alixe » 16.01.2009, 10:24

@wolves: Die Deutschstunde ist absolut empfehlenswert und ans Herz kann ich dir sehr gerne die Erzählungen legen: das serbische Mädchen


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Beitragvon wolves » 16.01.2009, 20:26

@alixe: Super, "Das serbische Mädchen" und auch die anderen Erzählungen, die in dem Band vorhanden sind, befinden sich komplett in o.g. Erzählband. Und auf "Deutschstunde" freue ich mich noch mehr :D
Liebe Grüße
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Beitragvon cheriechen » 04.03.2009, 15:57

Ich habe ja bei BT schon geschrieben, dass mir das Buch gut gefallen hat,ich liebe die Erzählweise von Lenz. "Deutschstunde" u "Heimatmuseum" gehören zu den wenigen Büchern, die ich mehrmals gelesen habe. "So many books, so little time", da war er wieder...
Mich beeindruckt das Unaufdringliche bei Lenz, das dennoch unter die Haut geht.
Christian ist in dem Buch für mich sehr "lebendig" geworden, anders Stella, seine Lehrerin, die blieb mir fremd.
Ich frage mich, ob es Lenz nicht gelungen ist, sie plastischer auszubauen (oh Gott, klingt ja wie Silikonbusen :mrgreen: ), ob es an mir oder meiner Gestimmtheit lag oder ob es sogar gewollt ist..?
Würde mich sehr interessieren, wie es euch in dieser Hinsicht mit dem Buch ergangen ist?
cheriechen
 

Beitragvon Krümel » 04.03.2009, 17:49

Ich denke, das war so beabsichtigt cheriechen, denn das ganze Buch war ziemlich vage gehalten. Ja unaufdringlich, obwohl es ziemlich harten Stoff liefert, Schüler mit Lehrerin. Darüber denken die wenigsten später einmal drüber nach. Die Gefühle von Christian bleiben ziemlich verborgen, und die Beweggründe, warum sich Stella sich mit den Schüler einlässt auch. UND dennoch sagt uns Lenz so viel mit dieser kleinen Erzählung. Ich denke, das ist es, was uns Leser dann so fasziniert, oder?
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Beitragvon cheriechen » 08.03.2009, 21:18

Ja, einerseits schon, allerdings sind mir die Gefühle u die gesamte Person von Christian viel näher u nachvollziehbarer, sagen wir mal: erspürbar geworden. Stella blieb mir seltsam fremd u unwirklich, wie ein Mittel zum Zweck, Christians Gefühlswelt darzubieten.
Falls ich mich zu kompliziert ausdrücke: Bei Christian hatte ich das Gefühl, ich könnte ihn kennen. Stella war für mich zu knapp oder zu wenig erfahrbar skizziert..
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Re: Lenz, Siegfried - Schweigeminute

Beitragvon mombour » 25.12.2013, 09:55

Schweigeminnute

Erzählt wird die Liebe zwischen einem Schüler und seiner Englischlehrerin, allerdings erfahren wir die Geschichte nicht in der Gegenwart, sondern rückschauend. Die Lehrerin Stella Pertersen ist tödlich verunglückt. Während der Gedenkfeier im Gymnasium fällt Christian immer wieder in Erinnerung, zurück an die Zeit, in der sie zusammen waren.In diesen Erinnerungen redet er sich mit „du“ an. Es gibt also Zeitsprünge zwischen den Erinnerungen und der feierlichen Andacht. Diese Wechsel hat Siegfried Lenz sehr gekonnt und harmonisch vollzogen.
Der Erzählton ist sehr schön und zartfühlend, auch sehr rücksichtsvoll, denn es ist nicht unbedingt klar, ob sie es nun miteinander gemacht haben oder nicht (nur von den Kopfkissen ist die Rede). Das Paar ist bemüht, ihre Liebe geheim zu halten, doch der Schuldirektor ahnt etwas.
Das Drama, ja, es ist doch ein Drama mit all möglichen Gefühlen und innerer Aufruhr, wenn sich ein Schüler in seine Lehrerin verliebt. Das brisante ist natürlich, die Liebe wird erwidert. Schade ist, dass ich als Leser die Leidenschaft zwischen den beiden nicht erspüren konnte. Wo bleibt die erotische Spannung, frage ich mich. Die Novelle fließt manierlich, sehr brav dahin. Emotionen wirken sehr kontrolliert und in kleinen Dosen freigesetzt. Ich vermisse die psychischen inneren Konflikte. Sie werden nur wie eine leichte Meerbrise angehaucht…alles sehr kontrolliert eben, ohne innere Spannung.
Darum lege ich das Büchlein unzufrieden aus den Händen. Nun ja, Siegfried Lenz ist nicht der Autor für große Liebesgeschichten.
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