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Lily Brett - Loly Bensky




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Lily Brett - Loly Bensky

Beitragvon Coco » 02.02.2013, 21:18

Lily Brett - Lola Bensky

Kurzbeschreibung

Lola Bensky ist neunzehn, als Keith Moon von The Who vor ihren Augen die Hosen runterlässt und Cher sich ihre falschen Wimpern borgt. Es sind die Sixties, und Lola ist als Reporterin in London und New York unterwegs, um Interviews mit Musikern zu führen. Sie unterhält sich mit Mick Jagger über Sex und Diäten, mit Jimi Hendrix über Mütter, Gott – und Lockenwickler. Ihre Leser sind vermutlich eher an Tratsch interessiert, aber Lola war schon immer etwas unkonventionell. Zum Glück ahnen ihre Eltern nichts davon, dass sie mit Menschen zu tun hat, die mit freier Liebe und Drogen experimentieren. Sie haben das Konzentrationslager überlebt, aber das würde sie ins Grab bringen. Und Lola fühlt sich schon schuldig genug, dass sie Übergewicht hat und keine Anwältin geworden ist. Doch sie ist fest entschlossen, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. »Lola Bensky« ist ein hinreißend komischer und herzzerreißend menschlicher Roman über Neurosen und die Last der Vergangenheit. Und eine fulminante Hommage an die großen, verrückten Heldinnen und Helden der Sixties.(Quelle: amazon.de)


Meine Eindrücke:

Oh was ging mir diese Lola Bensky mit ihrer Egomanie auf den Wecker!
Nett zu lesen waren tatsächlich all die Begegnungen und Interviews mit den Größen der Sixties – aber kein Interview verging ohne dass Lola Bensky den Interviewten darüber informierte, dass ihre Eltern Ausschwitz überlebten, angereichert mit mehr als drastischen, aber dennoch fast ins anekdotenhafte gehenden, Erzählungen dieser Zeit;
Ihre schwere Rolle als Tochter von “Überlebenden” ließ sie sich natürlich auch gerne bestätigen.

Daneben gibt es für Lola nur ein Thema: Diäten!

Auf über 300 Seiten werden diese beiden Themen behandelt, dabei gibt es Zeitsprünge zwischen den Sixties in London, New York und Los Angeles und Lola als 63-jährige Frau heute. Die Zeit dazwischen wird vollkommen ausgeklammert, wir erfahren nur, dass ihre Leben zeitweise erfüllt ist von Panikattacken und Angstzuständen und dass ihr 2. Mann, ein Maler, sie bedingungslos liebt.
Ach ja, abgenommen hat sie wohl dann doch, mit 63 ist sie nicht mehr dick, aber auch noch nicht ganz dünn. Dies ließ sie sich zumindest von Mick Jagger auf einer Wohltätigkeitsparty nach über 40 Jahren bestätigen.

Liest man sich nun den Lebenslauf von Lily Brett durch wird schnell klar, Lola Bensky ist ihr “alter ego”. Auch sie ist Tochter von Ausschwitz-Überlebenden, wurde in Deutschland in einem Übergangslager geboren und ging mit den Eltern dann nach Australien. Mit 19 Jahren war sie Journalistin für ein australisches Rock-Magazin und interviewte die alten Größen, wie Mick Jagger, Jimmy Hendrix, Jim Morrison, Cher usw. in London und den USA.
Auch sie ist heute in 2. Ehe mit einem Maler verheiratet und lebt in New York.

Ich habe Lily Brett – sowie ihren Mann, ohne den sie keinen Schritt unternimmt – in einer Lesung erlebt. Ich hatte ihren Namen bis dahin noch nie gehört und kannte keines ihrer Bücher.
Während der Lesung hatte ich schon die ganze Zeit den Eindruck, das ganze ist eine reine Selbstinszenierung, es geht hier nicht um ihr neues Buch, es geht ausschließlich um sie.
Die ganze Veranstaltung war minutiös geplant, jede Frage aus dem Publikum (es wurden lediglich 2 zugleassen) wurden so beantwortet, dass eine vorgefertigte Antwort passte.
Während bei anderen Lesungen in englischer Sprache die Übersetzerin immer neben dem Autor sitzt und abwechselnd in englisch und deutsch gelesen wird, wollte sie auf keinen Fall, dass jemand neben ihr sitzt. Übersetzt wurde im Anschluss etwa 1/3 des Gelesenen (interne Abläufe dieser Lesung hatte ich im Anschluss von einer der Organisatorinnen erfahren).

Aber warum soll in einem Buch nicht auch mal eine Protagnistin auftauchen, deren Welt nur um sich selbst kreist, gefangen in Selbsthass und Eigenliebe, die immer wieder das Schicksal ihrer Eltern aufzeigt, dabei aber keine Empathie für diese beiden Menschen hat und nur sich selbst als Opfer sieht.
Der Unterschied ist nur, dass das nicht die Intention des Buches ist.

Ich werde wohl nichts mehr von ihr lesen, zuletzt auch deshalb weil es wohl immer um Protagonistinnen geht, deren Eltern Ausschwitz überlebt haben, die aus diesem Grund nicht mit ihrem Leben zurecht kommen usw. usw. usw.

:stern: :stern:

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Liebe Grüsse
Coco

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