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Moyes, Jojo - Ein ganzes halbes Jahr




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Moyes, Jojo - Ein ganzes halbes Jahr

Beitragvon Susannah » 29.06.2013, 22:10

Kurzbeschreibung:
Lou & Will. Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt. Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird. Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will.


Louisa Clark, eine junge, etwas ausgeflippte Frau aus einer englischen Kleinstadt, verliert von einem Tag auf den anderen ihren Job. Eine Tragödie; nicht nur für sie, auch für ihre Familie, die von Lou unterstützt wird. Der Job des Vaters ist mehr als unsicher, die Schwester möchte studieren, die Mutter muss auf den dementen Großvater schauen und alle sind auf das Gehalt von Lou angewiesen. Einen neuen Job zu finden, ist schwer. Die Angebote, die ihr im Jobcenter gemacht werden, sind gelinde gesagt, uninteressant. Als Alternative zu einer Nachtschichtarbeit in einer Hühnerfabrik wird ihr plötzlich eine Stelle als Krankenpflegerin angeboten. Um nicht als unwillig zu erscheinen, bewirbt sie sich. Mrs. Traynor, die Dame, die das Vorstellungsgespräch führt, ist sehr kühl und sachlich. Das ist in ihrem Job als Richterin wahrscheinlich erforderlich.

Zu pflegen ist ihr Sohn - Will, 35, der bei einem Motorradunfall schwer verletzte wurde. Er zog sich eine Rückenmarksverletzung zu und ist - abgesehen von einer Hand, die er ein klein wenig bewegen kann - vom Hals ab gelähmt. Einst ein erfolgreicher Geschäftsmann, Teilhaber einer gut fluorierenden Firma, Verlobter einer wunderschönen Frau, sieht er sich nun völlig hilflos, ständig auf seine Mitmenschen angewiesen und jeder freien Entscheidung beraubt.

Überraschenderweise bekommt Lou den Job und widerwillig nimmt sie ihn an. Mrs. Traynor verspricht ihr, dass keine krankenpflegerischen Tätigkeiten auf sie zukommen. Der Job ist auf sechs Monate befristet und sie soll Will einfach Gesellschaft leisten und ihn so gut wie möglich aufmuntern.
Das stellt sich jedoch als richtige Herausforderung dar, denn - wen wundert´s? - Will ist depressiv, griesgrämig und unfreundlich. Auch zu seinem Pfleger Nathan, vor allem aber zu seiner Mutter und zu Lou.

Mit ihrer lebensfrohen Art findet sie jedoch relativ rasch einen Weg, ihn richtig zu behandeln und zwischen den beiden entsteht eine zarte und zärtliche Freundschaft. Nicht nur Will profitiert von Lous Pflege, auch sie entwickelt sich in diesen sechs Monaten extrem weiter und lernt, dass sie mehr aus ihrem Leben machen kann und muss, als tagein, tagaus in dieser kleinen Stadt zu sitzen, die Abende mit lesen und/oder fernsehen zu verbringen, ihr Leben mit Patrick, ihrem Freund seit sieben Jahren, den sie eigentlich nicht liebt, zu leben. Das Leben bietet mehr und Louisa wird es erfahren.

Das Buch behandelt extreme Gegensätze: Lebenslust - Lebensfrust; Armut - Reichtum. Vor allem das sehr empfindliche Thema Sterbehilfe, Freitod wird von der Autorin sehr sensibel behandelt und unwillkürlich fragt man sich: Wie würde ich reagieren? An Lous Stelle? An Wills Stelle? An Stelle von Wills Eltern?

Ein Buch, das beschäftigt - bis hin zu dem sehr, sehr rührenden Ende. Kein Kitsch, keine Klischees, einfach eine wunderschöne Liebes- bzw. Freundschaftsgeschichte, die direkt ins Herz geht und noch lange beschäftigt!
Nichts ist schöner und nichts erfordert mehr Charakter als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein!
(Kurt Tucholsky)
Susannah
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von Anzeige » 29.06.2013, 22:10

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