Was für ein Labyrinth aus Bildern und Metaphern!
Dass Frau Müller eine lyrische Prosa inne haben soll, das hatte ich vor der Lektüre schon desöfteren gelesen, aber mit dem was diese Erzählung birgt, hatte ich nicht gerechnet! Und erst bei der zweiten Lektüre wurden mir einige Anspielungen und Verschlüsselungen klarer.
„Er hört den weißen Fleck der Wanduhr ticken und sieht das Zifferblatt aus schwarzen Flecken.“ (Seite 19)
Man überliest so schnell wichtige Schlüsselelemente, auch das
„seitliche Auftreten der Fußspitzen bei jungen Frauen“.
Die Haupthandlung ist schnell geschildert: Windisch wartet auf seinen Pass. Er und seine Familie möchten ausreisen, da sie Deutsche in Rumänien nach dem II. Weltkrieg sind. Dies wird allerdings erst spät in der Erzählung einflochten, immer wieder nur lyrisch angedeutet.
„Zweimal hat das Rosengestrüpp kahle Dornen gehabt und das Unkraut darunter war rostig. Zweimal war die Pappel so kahl …“ (direktauf der ersten Seite)
Die Stimmung ist frostig und die Menschen verhalten sich äußerst skeptisch zueinander, in den Häusern mehren sich weiße Flecke von nicht mehr vorhandenen Möbelstücken; und auf den Landkarten schwarze Flecke, wo keiner mehr wohnt. Es ist erschreckend was die deutschen Bewohner über sich ergehen lassen müssen um diesem Regime den Rücken kehren zu können. Ferner transportieren Leitbilder wie „Mehl“ und „Apfelbäume“ dieses Handlungsgeflecht. Ein beeindruckendes Werk, welches mich sehr neugierig auf die Autorin gemacht hat!
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