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Obreht, Téa - Die Tigerfrau




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Obreht, Téa - Die Tigerfrau

Beitragvon Karthause » 30.04.2012, 18:50

"Alles, was nötig ist, um meinen Großvater zu verstehen, liegt zwischen zwei Geschichten: der von der Tigerfrau und der von dem Mann, der nicht sterben konnte." (S. 43)

Natalia Stépanovic ist eine junge Ärztin und gerade in humanitärer Mission in einem Waisenhaus im Südosten Europas im Einsatz, als sie durch einen Anruf ihrer Großmutter vom Tod des Großvaters erfährt. Natalia wusste von seiner Krebserkrankung, trotzdem kam sein Tod für sie überraschend, so wie der Tod eines geliebten Menschen immer zu früh kommt. So gehen ihre Gedanken immer wieder zurück zu der gemeinsam verbrachten Zeit, dabei tauchen immer wieder die geheimnisumwitterten Geschichten vom Mann, der nicht sterben konnte und der Tigerfrau in ihrem Kopf auf, die ihr der Großvater einst erzählte.
Eine Weile habe ich wegen der angekündigten fantastischen und mystischen Elemente gezögert, bevor ich zu diesem Buch griff. Aber dieses Zögern war vollkommen überflüssig. Téa Obreht legt mit „Die Tigerfrau“ ein beachtliches Romandebüt vor. Sie schafft es, dem Leser eine geheimnisvolle Welt zu eröffnen, in der Mythen zur Tradition gehören und diese fest im Leben der Menschen verankert ist. Obwohl Natalia, ihre Hauptfigur, eine moderne, gebildete junge Frau ist, hat auch sie tief in ihrem Herzen Platz für die alten Geschichten des Großvaters, aus dessen Leben die Autorin Episoden heraufbeschwört. Dieses Buch lebt von den Gegensätzen, Tradition und modernes Leben, Krieg und Hoffnung, Leben und Tod, die durch den Großvater eng miteinander verbunden sind. Dieser Roman, den ich für mich in die Liste meiner „Wohlfühlbücher“ aufgenommen habe, ist sprachgewaltig und kraftvoll erzählt, trotzdem voller Poesie und tiefer philosophischer Gedanken. Immer wieder schweifen beim Lesen die Gedanken ab und folgen den in der Geschichte verwendeten Metaphern. Téa Obreht hat es geschafft mit ihren Worten Bilder zu malen, die in meinem Kopf lebendig wurden. Die von ihr geschaffenen Figuren sind voller Leben. In ihrer Erzählung bewegt sie sich auf verschiedenen Zeitebenen, das macht die Geschichte so besonders reizvoll. Ich wage nach meiner ersten Lektüre dieses Buches zu behaupten, dies ist einer dieser Romane, die mit jedem Lesen besser werden. Man wird immer wieder neue Details erkennen, denen man zuvor nicht die Bedeutung beigemessen hat. Die Magie des Buches wird den Leser immer mehr in seinen Bann ziehen.
„Die Tigerfrau“ ist ein Roman von Leben und Tod, eine Familiengeschichte, eine Liebesgeschichte – kurz, ein wunderbares, psychologisch ausgefeiltes, reifes Werk einer jungen Autorin.

Über den Autor (Quelle: amazon.de)
Téa Obreht, geboren 1985 in Belgrad, lebt seit ihrem zwölften Lebensjahr in den USA. Dort veröffentlichte sie erste Erzählungen u.a. im "New Yorker", in "Harper‘s" und der "New York Times". Ihr Debütroman "Die Tigerfrau" (2011), der in den USA und England zu einem sensationellen Überraschungserfolg wurde, erscheint in mehr als dreißig Sprachen. Im Sommer 2011 erhielt Téa Obreht den Orange Prize for Fiction, im Herbst wurde "Die Tigerfrau" für den National Book Award nominiert.

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von Anzeige » 30.04.2012, 18:50

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Re: Obreht, Téa - Die Tigerfrau

Beitragvon wolves » 01.05.2012, 16:18

Danke für deine Rezi, Karthause. Das Buch steht schon seit längerem auf meiner Wunschliste und nach deinen Eindrücken zu urteilen (alleine schon das Stichwort "Wohlfühlbuch") steht es dort zurecht und wird bestimmt früher oder später seinen Weg in mein Regal schaffen.
Liebe Grüße
wolves


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