Die Brüder Mitsu und Takashi kehren in ihr Heimatdorf zurück, dass abgeschieden hinter einem Wald liegt. Mitsu wird von seiner Frau Natsumi begleitet und Takashi von Bewunderern.
Beide Brüder scheint nur die gemeinsame Mutter zu verbinden, denn beide verfolgen völlig unterschiedliche Lebensansichten.
So bleibt es nicht aus dass beide immer wieder in Streit miteinander geraten und sich immer weiter von einander entfernen, als Takashi einen Aufstand im Dorf anzettelt.
Ich habe lange gebraucht um dieses 340 Seiten starke Werk des japanischen Nobelpreisträgers Kenzaburo Oe zu lesen und habe das Buch anfangs doch sehr enttäuscht beiseite gelegt.
Der stumme Schrei wird von einigen Rezensenten als ein Werk bezeichnet, dass Japan im Umbruch nach dem zweiten Weltkrieg zeigt und das Gesellschaftsbild kritisch reflektiert.
Ja, stimmt, aber wer denkt – so wie ich – dass er bei der Lektüre etwas über Japan lernt wird enttäuscht werden.
Die beschrieben Probleme sind nicht „japanspezifisch“, sondern lassen sich eins zu ein in jedes beliebige Fleckchen der Erde übertragen. Denn jedes Dorf in dem Traditionen eine wichtige Rolle spielen, dürfte Probleme haben die Moderne zu akzeptieren und diese in das alltägliche Leben zu integrieren. Das selbe trifft auf den Konflikt zwischen den beiden Brüdern Mitsu und Takashi zu: dort wo zwei unterschiedliche Lebensweisen auf einander treffen und keiner bereit ist die jeweils andere zu akzeptieren, werden Konflikte entstehen.
Insofern sollte man sich dringend von dem Gedanken ein Buch zu lesen, dass einem Japan als Land näher bringt dringend loslösen.
Und trotzdem ist das Buch wirklich lesenswert, wenn man Oe als zeitgenössischen Autor betrachtet, der in Japan die selbe Bedeutung haben dürfte wie ein Heinrich Böll oder Günter Grass für die deutsche Gegenwartsliteratur.
Oe zeichnet in seinem Roman
Der stumme Schrei ein Bild der komplizierten und oft bizarren Psyche des Menschen und zeigt Schwächen der Gesellschaft. Dabei greift er immer wieder auf skurril anmutende durchaus metaphorische Bilder zurück.
Zugleich skurill, amüsant und oft auch fast abstoßend erzählt Oe seine Geschichte und zeigt oft genug dass er eine Auge für das Detail hat und dieses auch sprachlich hervorragend umsetzen kann.
Oe ist ein durchaus interessanter Autor und ich bin davon überzeugt, dass es sich lohnen wird weitere Bücher des Autors zu lesen.
Man sollte sich nur dringend von dem Gedanken loslösen durch Oe´s Bücher Japan als Land und seine Kultur kennen zu lernen. Oe ist ein Gegenwartsautor, der seine Geschichten in seiner Heimat spielen lässt.
/
[center]
[/center]