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Ortheil, Hanns-Josef - Das Kind, das nicht fragte




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Ortheil, Hanns-Josef - Das Kind, das nicht fragte

Beitragvon Krümel » 24.02.2014, 10:55

Ein ganz tiefes Buch!

Denn der Autor lässt uns ganz tief in die Seele des Protagonisten blicken, die die Traumen der Kindheit noch nicht verarbeitet hat und bis in die Mitte des Lebens verzweifelt versucht sich zu öffnen.

Direkt zu Beginn bekommt man ein gutes Bild davon wie der Protagonist tickt. Anders eben – und er weiß auch nicht so recht, wie er sich unter anderen Menschen verhalten soll, denn das, was er gerne macht, wird anders gedeutet als es von ihm gewollt ist. So bleibt er beispielsweise länger im Flugzeug sitzen als die anderen Passagiere, weil er die Eindrücke des Fluges noch nachklingen lassen möchte, und er auch Sizilien langsam betreten möchte. Er sieht dabei die besorgten Blicke der Stewardessen, die ihn loswerden wollen, da sie Feierabend haben möchten, und vielleicht denken, dass es ihm nicht gut geht. Solche Konflikte führen bei ihm zur Unsicherheit. Und so kommt es dann, dass eine von ihnen mitbekommt, wie er nach einer Marzipanorange greift, sie allerdings mit einer echten verwechselt, viel zu sehr zudrückt und das Zuckerding ihn an den Fingern klebt. Ganz große Verunsicherung – er muss machen, dass er wegkommt …

Unser >Held< steckt in einer misslichen Lage – er möchte leben, seinen Dingen nachgehen, das Leben genießen – doch er kann es nicht! Überall stößt er auf die Grenzen seiner traumatisierten Seele. Doch jetzt ist er auf Sizilien, an einem fremden Ort, mit fremden Menschen, die ihm alle anders begegnen als er es gewohnt ist. Das ist seine Chance sein Leben selber in die Hand zu nehmen und zu leben. Seine Brüder sind meilenweit entfernt, und er beginnt zu atmen. Er durchforscht bei seiner Arbeit als Ethnologe nicht nur die Insel, die Dolcis und ihre Bewohner, sondern auch sich selber. Verliebt sich in eine Frau, im Grunde eine aussichtslose Liebe, doch zwei verletzte Seelen finden sich und gehen langsam aufeinander zu.

Mir hat dieser etwas zu emotionale Roman sehr gut gefallen, weil ich nach und nach den Menschen gesehen habe und seinen Weg sehr gut nachvollziehen konnte. Wunderbare Geschichte.
BildLiebe Grüße,
Krümel



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