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Parsons, Tony - Als wir unsterblich waren




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Parsons, Tony - Als wir unsterblich waren

Beitragvon Voltaire » 05.12.2006, 12:48

Titel: Als wir unsterblich waren
Originaltitel: Stories We Could Tell
Autor: Tony Parsons
Verlag: Blumenbar
Seitenzahl: 430
Erschienen: September 2006
ISBN: 3936738246
Preis: 19.90 EUR


Inhalt:
"Es ist - Gott sei Dank - kein Szeneroman, den Parsons da verfasst hat. Seine Hauptdarsteller bieten mehr, als sich auf dem Klo vollzukoksen, öde Reden zu halten und dann fremde Autos gegen die Wand zu setzen. Sie haben Eltern, Geschwister, Jobs, Sorgen, Hoffnungen und werden durch eine Metropole geschleudert, in der Glanz und Elend manchmal mit der Geschwindigkeit eines Flipperautomaten wechseln. Parsons erzählt diese durchaus epischen 24 Stunden mit der Schnörkellosigkeit eines Punk-Songs. Dieses stellte der SPIEGEL am 25.09.2006 fest. (Quelle: www.amazon.de)

Der Autor:
Tony Parsons wurde im Londoner Osten geboren und wurde in den siebziger Jahren als Musikjournalist bekannt. Seine Interviews für den New Musical Express machten ihn selbst zur Kultfigur. In diesem Buch erzählt er erstmals auch die Geschichte seiner Jugend. Er arbeitet jetzt als Schriftsteller, Kolumnist und als Fernsehjournalist.

Meine Meinung:
Ein Buch von dem ich kaum wieder losgekommen bin. Es erzählt, wie es wirklich gewesen ist. Vielleicht kann man das auch nur sagen, wenn man die Zeit mitgemacht hat – die Zeit des ehrlichen Rock ‚n’ Roll, der sich so wohltuend von der jetzigen Mainstreammusik abhebt. Eine Zeit, in der Namen wie Jackson Browne, Jam, Motörhead, Queen erst am Kommen waren. Es lebte eine Generation deren Eltern noch der Kriegsgeneration angehörten und diese damalige Jugend musste ganz mühsam ihren wirklich eigenen Weg suchen und dann auch finden. Parsons beschreibt das Lebensgefühl der damals in den Siebzigern lebenden Zwanzigjährigen. Immer prasselten auf uns die elterlichen Wertebegriffe wie Disziplin, Fleiß, Gehorsam gegenüber Staat, Lehrer und Eltern ein. Sparsam musste man sein, erst kam die Arbeit, die Pflicht und das Vergnügen musste warten. Festgefahren war man. Die Eltern trafen sich am Sonntagnachmittag von 13.00 bis 13.11. zur ehelichen Beischlafgymnastik, um dann nach erfolgter Körperertüchtigung in den gemeinsamen Mittagsschlaf hinüberzugleiten.

Parsons nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle seiner Leser. Sch…. ist bei ihm Sch……, ein Schönredner ist er nicht. Gerade auch darum liest sich das Buch so gut. Was viele versucht haben, die Siebzigergeneration ordentlich darzustellen, und wo viele dran gescheitert sind, Parsons ist es wirklich ganz ausgezeichnet gelungen.

Ein sehr empfehlenswertes Buch.

Bewertung:

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

und einen Begeisterungszusatzstern: :stern:

Bild
Voltaire
 

von Anzeige » 05.12.2006, 12:48

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Beitragvon Pippilotta » 05.12.2006, 13:17

DAS hört sich ja auch wieder sehr interessant an! Wo nimmst Du nur diese ganzen Bücher her, Voltaire!

Allerdings fürchte ich, dass mir wieder sehr bewusst werden wird, wie alt ich allmählich werde .... :oops: (obwohl das beschriebene Jahrzehnt doch (fast) vor meiner Zeit liegt :idea: )
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Karthause » 05.12.2006, 14:03

Dieses Buch hätte ich auch gern. Aber nicht mehr in diesem Jahr, mein Mann hat schon gegrummelt, für ihn sei vor lauter Bücher wohl bald kein Platz mehr in unserem Haus . :roll:

@Pippi
Es gibt doch zwei verschiedene Alter, einmal das laut Geburtsurkunde, das ist wichtig für die Rente :mrgreen: und dann das gefühlte Alter, das ist wichtig für den Kopf. Meine Mutter war mit 47 schon eine alte Frau, jetzt bin ich da angelangt, aber alte Frau? Im Sommerurlaub war ich mit meinem Sohn noch gemeinsam auf Piste. Es ist alles relativ. Du hättest Cassa und mich mal bei unserem Treffen in Berlin sehen müssen, wir waren albern und ausgelassen wie mit 17 (von hinten betrachtet) . :mrgreen: Bei dir habe ich bis jetzt auch noch keine Alterserscheinungen festgestellt. :wink:
Viele Grüße
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Beitragvon marilu » 26.08.2008, 16:15

Originaltitel: The Stories we could tell

Inzwischen ist das Taschenbuch erschienen. Grund genug, es endlich zu kaufen und zu lesen.

16.8.1977 - der Tag, an dem Elvis Presley starb, wird zu einem Wendepunkt im Leben dreier Jungjournalisten der fiktiven Musikzeitschrift "The Paper".

Ray, Terry und Leon wachsen in einer Zeit des musikalischen und politischen Umbruchs auf, sind wild aufs Leben und stürzen sich in das Londoner Partyleben auf der Suche nach einem Sinn im Leben, der großen Liebe und Authenzität.

Ray begann bereits mit 15 Jahren für "The Paper" zu arbeiten, selbst Hippie mit einer unstillbaren Sehnsucht nach den 60er Jahren. Nun, 5 Jahre später muss er sich beweisen - ausgerechnet durch ein Interview mit seinem Idol John Lennon, der sich für eine Nacht in London aufhält. Seine Schüchternheit seinem Idol gegenüber ist nur der Anfang seiner Probleme, weiß doch niemand wo sich John Lennon aufhält...

Terry bricht aus seinem Leben als Ginfabrikarbeiter aus und ergattert einen Job bei "The Paper". Sein Stern steigt stetig und nach einem Kurztripp nach Berlin, wo er sein Idol Dag Wood interviewte und Freundschaft mit ihm schließt, freut er sich am 16.8. darauf, seinen Erfolg mit seiner Freundin Misty und Dag zu feiern. Doch alles kommt anders als erhofft und die Nacht hält noch so manche unerfreuliche Überraschung für ihn bereit.

Leon, Sohn eines bekannten und renommierten Journalisten, flieht aus seinem bürgerlichen Zuhause, als er einen Job bei "The Paper" annimmt, sich verstärkt politisch engagiert und aus Prinzip und Trotz in einem besetzten Haus zu leben beginnt. Er wünscht sich nichts mehr, als in "The Paper" Schriften gegen Neonazis zu platzieren und so seine Mitbürger wach zu rütteln. Am 16.8. erhält er seine Chance, als er ein Konzert der Band "Leni and the Riefenstahls" als Aufhänger für einen politischen Artikel nutzen darf. Doch statt das Konzert, das ihn innerlich zutiefst anwidert, zu besuchen, lernt er das schönste Mädchen der Welt kennen, was unvorstellbare Folgen für sein Leben haben wird...

Mich hat der Roman sehr angesprochen. Eine melancholische Grundstimmung liegt über der Geschichte. Große Sehnsucht, naive Hoffnungen und optimistische Wünsche für die Zukunft treffen auf trostlose Realität und Gewalt des Alltags. Die Kraft, die in diesen Widersprüchen liegt, erweckt eine großartige Atmosphäre. Ich bin zu jung, um diese Zeit mitgemacht zu haben, aber die Themen an sich sind zeitlos und omnipräsent solange es die Pubertät geben wird.

Bild

:stern: :stern: :stern: / :stern:
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