(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)
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Saramago, José - Eine Zeit ohne Tod

04.08.2008, 18:55

„Am darauffolgenden Tag starb niemand.“ Mit diesem Satz beginnt José Saramago sein neuestes Gedankenexperiment. Was wäre, wenn nicht mehr gestorben wird? Die anfängliche Euphorie weicht schon bald den anstehenden Problemen und fordert Politik und Gesellschaft heraus, denn jede Sonnenseite hat auch eine Schattenseite, in diesem Fall sogar mehrere. Die Wirtschaft zeigt sich als erfinderisch, so bemühen sich Bestattungs- und Versicherungsunternehmen um ein neues Standbein, Krankenhäuser und Pflegeheime sind völlig überfordert, von der Politik werden Lösungen gefordert und auch die Kirche hat plötzlich akuten Erklärungsbedarf …

Nach 7-monatiger Pause kehrt der Tod zurück. Mittels Schreiben an den Fernsehintendanten des Landes verkündet der Tod – in diesem Fall in weiblicher Gestalt namens „die tod“ - zurückzukehren und ab nun die Menschen eine Woche vor dem Ableben in Form eines Briefes auf violettem Papier vorzuwarnen, damit noch sämtliche Angelegenheiten auf Erden erledigt werden können. Doch auch diese Variante stößt die Menschen in Chaos und Angst.

Gekonnt und gewohnt stilsicher – in verschachtelten Sätzen und ohne Redezeichen - manövriert Saramago den Leser in dieses namenlos bleibende Land ohne Tod, das beliebig jedes Land der sogenannten „zivilisierten Welt“ sein kann und wird nicht müde, seiner ironisch-zynischen, unerbittlichen Kritik an Politik, Bürokratie und an der „zivilisierten“ Gesellschaft insgesamt Luft zu machen und dem Leser einen Spiegel vorzuhalten.

Eine großartige Idee wurde zu einem großartigen Buch verarbeitet, das zwar etwas schwerfällig zu lesen ist, dessen Lektüre aber unbedingt lohnt!

:stern: :stern: :stern: :stern: ( :stern: )

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04.08.2008, 18:55

04.08.2008, 22:08

Danke Pippi für diese Rezi :D

Re: Saramago, José - Eine Zeit ohne Tod

05.08.2008, 09:02

Pippilotta hat geschrieben: Mittels Schreiben an den Fernsehintendanten des Landes verkündet der Tod – in diesem Fall in weiblicher Gestalt namens „die tod“ - zurückzukehren und ab nun die Menschen eine Woche vor dem Ableben in Form eines Briefes auf violettem Papier vorzuwarnen, damit noch sämtliche Angelegenheiten auf Erden erledigt werden können. Doch auch diese Variante stößt die Menschen in Chaos und Angst.

Allein schon dieser Absatz weckt meine Neugierde. Danke für deine Vorstellung @Pippi. Das Buch ist auf meiner Wunschliste notiert.
Von Saramago habe ich noch "Die Stadt der Blinden" und "Geschichte der Belagerung von Lissabon" auf meinem SuB.

16.04.2009, 10:10

Kleiner Tipp für Sparfüchse. Bei Jokers gibt es im Moment relativ günstig das Buch als Hardcover-Ausgabe zu erwerben.
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