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Shalev, Zeruya - Für den Rest des Lebens




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Shalev, Zeruya - Für den Rest des Lebens

Beitragvon Krümel » 26.04.2012, 10:42

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Zunächst einmal hat man ein schwarzes Buch in der Hand, und dann beginnt man zu lesen, stolpert über fehlende Absätze, wenn die Autorin von einer Figur zu nächsten springt - was kaum auffällt -, wenn da nicht unterschiedliche Namen wären, denn die Grundstimmung von allen drei Figuren ist gleich: schwarz wie das Buch.

Ich stelle nur eine Figur des Buches vor, stellvertretend für die anderen. Dina, die ungeliebte Tochter ihrer Mutter, verlässt als junge Frau einen Mann, der ihr alle Wünsche von den Lippen abliest, und fühlt sich von einem kühlen, introvertierten Fotografen angezogen. Ihr Studium hängt sie nach einem Zwischenfall an den Nagel, und wird Mutter. Doch sie wird Mutter nur einer Tochter, der Zwillingsbruder schafft es nicht … Und jetzt mit Mitte vierzig will sie diesen Jungen zurück haben! (Koste es was es wolle, sie will dieses Kind jetzt haben!) All ihre Fehlentscheidungen im Leben will sie mit dieser Adoption rückgängig machen, ihr verkorktes Leben in den Griff bekommen – Leben!

Und so liest man eine Familienkette, in der das Leid des einem auf die nächste Generation schwappt und wieder zum Leid des anderen wird. Man erkennt die Muster, die wohl anscheinend in jeder Familie in irgendeiner Form vorhanden sind. Man erkennt auch seine eigene Familie und ihre Grundzüge.

Das Buch zieht den Leser in einen Sog, düster und beklemmend, von dem man nicht ablassen kann, obwohl es einem nicht gut tut. Es existiert kein Hoffnungsschimmer: Der See ist trockengelegt, die Siedlungen nutzen die neuangelegte Fläche, besetzen fremdes Land … Bis zum Schluss bleibt diese Grundstimmung im Buch die gleiche.

Mir gefiel die Geschichte vom See, und wie er stellvertretend für das Land, seine Geschichte trägt. Und mir gefällt, dass die Autorin mit kleinen nebensächlichen Beschreibungen, doch so viel erzählt. Probleme hatte ich mit den Figuren, die mir bewegungslos erschienen, da in ihnen kein rechtes Leben aufkam, sondern nur Leid, verpasste Liebe und Trostlosigkeit. Steht das so für das Land?

Zeruya Shalev, 1959 in einem Kibbuz am See Genezareth geboren, lebt mit ihrer Familie in Jerusalem. Bekannt sie mit dem Bestseller „Liebesleben“, die folgenden Romane „Mann und Frau“ und „Späte Familie“ machten Zeruya Shalev zu einer der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit. (Klappentext)

Bewertung: :stern: :stern: :stern: :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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