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Shalev, Zeruya - Liebesleben




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Shalev, Zeruya - Liebesleben

Beitragvon Pippilotta » 02.12.2006, 22:47

Inhalt:

Die Protagonistin Ja’ara führt ein „geordnetes“ Leben an der Seite ihres – eher langweiligen - Ehemannes Joni. Als sie Arie, einen Jugendfreund ihres Vaters kennen lernt, verfällt sie diesem braungebrannten, älteren Egozentrikers und beginnt eine leidenschaftliche Affäre, die man durchaus als amour fou bezeichnen kann. Die Spirale von Leidenschaft und Abhängigkeit bis zur Hörigkeit führt Ja’ara immer tiefer nach unten, sie verliert jeglichen Bezug zur Realität, erkennt die Demütigungen und Erniedrigungen nicht und setzt letztendlich ihre Ehe und ihre Karriere aufs Spiel.

Meine Meinung:

Es ist der großartigen Schreibkunst Zeruya Shalevs zu verdanken, dass ich dieses Buch zu Ende gelesen habe, denn die Thematik hat mich wenig angesprochen und auch die Protagonistin ist mir bis zum Schluss fremd und äußerst unsympathisch geblieben. Ich kann für Frauen, die für einen Mann – der zudem egoistisch, großspurig und pervers ist - widerstandslos „alles“ aufgeben eigentlich in keinster Weise Verständnis aufbringen. Es geht aber nicht nur um die Geschichte Ja’aras, sondern auch um die ihrer Eltern, deren Schicksal recht große Auswirkungen auf Ja’aras Leben haben.

Zeruya Shalev schafft es wiederum, den Leser zu fesseln. Fast atemlos verfolgt man die langen Satzketten, die ohne Satzzeichen aneinandergefügt sind und die Gedanken aus der Sicht der Protagonistin erzählen.

Leider ging mir das Buch nicht unter die Haut, die Erwartungshaltung nach Späte Familie war wohl zu hoch. Vielleicht habe ich aber auch nur den Fehler gemacht, das letzte Werk zuerst zu lesen.
„Liebesleben“ ist der erste Teil einer Trilogie und erschien im Jahr 2000. „Mann und Frau“ (2001) und „Späte Familie“ (2004) bilden die beiden weiteren Teile.

:stern: :stern: :stern:

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Herzliche Grüße
Pippilotta


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von Anzeige » 02.12.2006, 22:47

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Beitragvon wolves » 03.12.2006, 19:30

Und ich quäle mich zur Zeit noch durch das Buch. Der Schreibstil von Shalev ist unbestritten klasse, aber der Inhalt.... Ich reibe mich zwar mal ganz gerne an Protagonisten und der Geschichte an sich, aber mit den beiden kann ich so gar nichts anfangen.
Vielleicht mag es auch daran liegen, dass ich das Buch zur Zeit nicht jeden Tag in die Hand nehmen kann. :roll: Ich weiß es nicht.
Aber weiterlesen werde ich auf jeden Fall. Vielleicht ändert sich ja meine Meinung noch ein wenig. :wink:
Liebe Grüße
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Beitragvon wolves » 11.12.2006, 08:45

Eine junge Frau riskiert für eine Liebesbeziehung, streng genommen eine Bettgeschichte, alles. Sie vernachlässigt und riskiert ihre Karriere und ihre Ehe. So kurz lässt sich die Geschichte zusammenfassen.
Im Grunde weiß sie einfach nicht was wie wirklich will. Sie ist eine sehr infantile Persönlichkeit, die quälend langsam im Laufe der Geschichte Erkenntnisse über sich gewinnt.
Keine der Hauptpersonen in diesem Buch war mir sympathisch. Doch die unglaublich fesselnde und starke Erzählkraft von Shalev hat mich wieder in ihrem Bann gezogen und beim lesen an der Stange gehalten. An den Personen und ihren Handlungen in diesem Buch, kann man sich nur reiben. So erging es mir jedenfalls beim lesen.

Auch ich hatte vielleicht nach "Späte Liebe" hohe Erwartungen an diesem Buch, die sich leider nicht erfüllt haben. Vielleicht sollte man wirklich die "Trilogie über moderne Liebe" der Reihe nach lesen. Denn ich persönlich empfand "Späte Liebe" als das reifere Werk.

:stern: :stern: :stern:
Liebe Grüße
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Beitragvon Karthause » 29.03.2007, 15:58

Maria Schrader verfilmt zur Zeit das Buch "Liebesleben". Sie hat das Drehbuch geschrieben und führt Regie. Im Herbst 2007 kommt die deutsch-israelische Koproduktion in die Kinos. Mein Wissen habe ich aus "Bücher". :wink:
Viele Grüße
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Beitragvon Nerolaan » 03.11.2008, 12:06

Ja´ara scheint mit ihrem Leben ganz zufrieden zu sein, bis zu einem schicksalhaften Nachmittag in der Wohnung ihrer Eltern an dem sie den Jugendfreund ihres Vater trifft: Arie.
Und diese Begegnung wirft ihr ganzes Leben durcheinander.
Sie fängt an ihren Job und ihren Mann zu vernachlässigen und setzt beides aufs Spiel nur um Arie zu treffen.
Und tatsächlich: beide beginnen eine Affäre; wenn auch eine ungewöhnliche Affäre.
Ja´ara scheint abhängig von Arie zu sein und tut alles, um ihn zu gefallen. Und Arie scheint davon abhängig zu sein, das jemand von ihm abhängig ist.
Und so beginnt Ja´ara einer Illusion hinterher zu rennen.

Liebesleben ist der 1. Teil von Shalev´s Trilogie über die moderne Liebe.
Und ich muss direkt vorweg schicken: es ist ein Buch, dass mich gefesselt hat, aber hauptsächlich auf Grund des Erzählstils und Schreibstils, denn die Handlung weist doch ein paar Schwachstellen auf.

Shalev erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Affäre, allerdings scheint diese fest zustecken.
Arie und Ja´ara führen eine Beziehung, die ich in keinster Weise nachvollziehen kann: ich habe wirklich Probleme einer Frau wie Ja´ara Verständnis oder selbst Mitleid entgegen zu bringen, die für einen egoistischen, selbstgefälligen Mann ihr ganzes Leben, alles was sie sich aufgebaut hat, riskiert. Erst recht, wenn man bedenkt, dass sie weiß, dass sie das was sie tut besser nicht tun sollte und sie eigentlich weiß, was als Konsequenz auf sie warten wird und sie diese Konsequenz eigentlich nicht möchte und im Grunde nicht wird ertragen können.
Das ist aber nicht mein eigentlicher Kritikpunkt: es gibt solche Beziehungen nun mal und nur weil ich sie mir nicht vorstellen kann, oder vielleicht auch will, muss das Buch nicht schlecht sein.
Aber: man liest 369 Seiten und die Beziehung dreht sich immer und immer wieder nur im Kreis. Es findet keine Entwicklung statt. Die letzten 10 Seiten zeigen dann eine Entwicklung, die aber dann nicht tiefgründig genug ist und einfach zu spät kommt.
Auch die Charaktere bleiben einem fern und eher unsympathisch. Allerdings ist das vollkommen in Ordnung, denn eigentlich dienen sie nur dazu eines zu zeigen: es ist unmöglich eine glücklich Beziehung zu jemanden einzugehen und auch sein Leben zu leben, wenn man nicht weiß wer man ist.


Ein, wie ich finde, wirklich tolles Buch, dass allerdings hauptsächlich von seinem Erzählstil lebt und weniger von der Geschichte.


:stern: :stern: :stern: :stern:
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