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Shalev, Zeruya - Späte Familie




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Shalev, Zeruya - Späte Familie

Beitragvon Pippilotta » 10.10.2006, 18:51

Inhalt - von Amazon

Der Zerfall einer Ehe, eine Lebenskrise, ein hoffnungsvoller Neuanfang
Eine Frau beschließt von einem Tag auf den anderen, ihre kriselnde Ehe zu beenden, sich von ihrem Mann zu trennen. Obwohl sie eine selbstständige, selbstbewusste Frau ist, sieht sie sich in der von ihr herbeigesehnten Freiheit zunächst mit einer lähmenden Angst vor der Einsamkeit konfrontiert. Sie leidet unter Depressionen und dem furchtbaren Schuldgefühl ihrem Kind gegenüber, dem sie den Vater, die Sicherheit der Familie genommen hat. Dann kommt eine neue Liebe. Eine neue Familie mit Kindern aus einer ebenfalls geschiedenen Ehe entsteht, ein hoffnungsvoller Neuanfang, der Behutsamkeit, Mut und Geduld von allen Beteiligten erfordert.

Zeruya Shalev - wikipedia

Zeruya Shalev, geb. 1959, ist die Tochter einer Malerin und Kunstdozentin und eines renommierten Literaturkritikers und Bibelgelehrten, sowie eine Cousine des Schriftstellers Meir Shalev. Nach ihrer Militärzeit studierte sie Bibelwissenschaften und arbeitet heute als Schriftstellerin und Verlagslektorin. Sie lebt mit ihrem dritten Mann und zwei Kindern aus verschiedenen Ehen in Jerusalem, wo sie am 29. Januar 2004 bei einem Bombenanschlag erheblich verletzt wurde.


Meine Meinung

Gleich vorweg: Es ist sehr schwierig - fast unmöglich - die Eindrücke zu diesem Buch in Worte zu fassen!

Es ist unbeschreiblich, mit welcher Sprachgewalt, mit welcher Intensität die Schriftstellerin Gefühle, Motivationen und Handlungen beschreiben kann, ohne dabei nur annähernd kitschig oder sentimental zu werden. Und das immerhin auf beinahe 600 Seiten, ohne nur einmal langweilig zu werden.

Man leidet mit der Protagonistin, man fühlt mit ihr, man lacht mit ihr und man schüttelt den Kopf ob ihrer Naivität. Ich fühlte mich absolut in die Geschichte hineingezogen, erkannte mich in vielen Situationen wieder und fand es so beeindruckend und fast schon beängstigend, wie authentisch und realitätsnah die Ängste, Gewissensbisse, Schuldgefühle und die Anflüge von Hoffnung von Ella geschildert werden, die durch die von ihr initiierte Trennung ihre Familie zerstört.

Für mich immer wieder sehr schön zu lesen waren die Parallelen zur Archäologie. Ein Vulkanausbruch auf der Insel Thera löschte die Minoische Kultur aus, Ella selber bezeichnet die Trennung von ihrem Mann Amnon als eine "Naturgewalt". Archäologische Grabungen, Gesteinsuntersuchungen, Ruinensezierung hier - Seelenausgrabung, Bloßlegen der tiefsten menschlichen  Abgründe da. Der Vergleich hat mir sehr gut gefallen!

Das Buch ist ein absolutes Lesehighlight in diesem Jahr, es macht sehr nachdenklich, veranlasst den Leser, auch die eigene Situation zu reflektieren, Werte zu erkennen und die Gewissheit zu erlangen, dass das Glück ein Vogerl ist bzw. ob wir nicht oft ein wenig leichtfertig damit umgehen!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern: [schild=12 fontcolor=000000 shadowcolor=C0C0C0 shieldshadow=1 nxu=47363231nx34148]Buchtipp!![/schild]

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Herzliche Grüße
Pippilotta


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von Anzeige » 10.10.2006, 18:51

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Beitragvon marilu » 11.10.2006, 05:08

Pippi, deine Rezension spricht mich sehr an. Der Roman klingt sehr vielversprechend! Schreibe ihn gleich auf meine Wunschliste.
Scharfsinnig bin ich von Montag bis Freitag. Übers Wochenende leiste ich mir den Luxus der Dummheit.
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