Ein historischer Roman, und eher eine Männerlektüre!
Der “Radetzkymarsch” erschien 1932 und erzählt eine Familiengeschichte anhand drei Generationen. Der Marsch zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte.
Der Großvater Trotta war ein slowenischer Bauer und Unteroffizier, der in der Schlacht von Solferino dem Kaiser von Ungarn und Österreich, Franz Joseph, das Leben gerettet hat. Er erhielt dafür den Maria-Theresien-Orden, kam in die Geschichtsbücher, und wurde geadelt.
Der Vater, so hatte es Großvater in weiser Vorhersehung bestimmt, sollte die Beamtenlaufbahn einschlagen, da er am eigenen Leib erkannte, dass sich das neue Adelsgeschlecht nicht zum Kriegsdienst eignete; so wurde aus ihm der Bezirkshauptmann in W..
Der Sohn wiederum kam zum Militär, wurde seit dem siebten Lebensjahr zum Soldaten gedrillt, obwohl das nicht seinem Inneren entsprach. Sekündlich wartet der Leutnant auf den oberen Befehl, denn in Friedenszeiten ist ein Soldat nutzlos. Der Alkohol und das Spiel ersetzen diese Leere. Und wenn dann der Befehl endlich ausgerufen wird, ist es paradoxerweise der Untergang der Monarchie!
Ist der Großvater noch der Held der Erzählung, erweist sich die Zeit und die nachfolgenden Generationen als ungeeignet, die dritte Generation scheitert gänzlich.
Es ist ein eiskalter Roman! Nicht dass Roth keine feinfühligen Beschreibungen zu Papier bringen kann, nein, es sind wunderbare Landschaftsbeschreibungen u. a. vorhanden. Der Roman ist gefühlskalt, und spiegelt dadurch die damalige Zeit 1:1 wieder.
Vorherrschend stammt diese Kälte durch die nicht vorhandene Eigenverantwortung, sondern dass die Menschen sich in ihr vorgegebenes Schicksal einfügen, sich führen lassen, darunter leiden, aber nicht den Mut haben daraus auszubrechen.
Früher oder später musste aus dieser Situation die Revolution hervorkommen, denn nichts ist verlockender als die Freiheit!
Insgesamt ist mir das ganze Buch zu männlich und militärisch, diese Thematik sprach mich überhaupt nicht an, dadurch konnte es mich nicht fesseln und begeistern.
Nicht dass ich dadurch sagen möchte, es wäre ein schlechter Roman, nein den Untergang der Monarchie wurde gewiss nie besser beschrieben und deutlicher erzählt, aber in dieser Männerwelt hatten Frauen und auch das Feingefühl noch keinen Platz, was ja ein großes Motiv dieser Erzählung ist.
Vielleicht ist dieses Werk tatsächlich eine Männerlektüre, denn bisher habe ausschließlich männliche Stimmen vernommen, die es anpriesen. Was aber nicht heißen soll, dass wir Frauen es nicht lesen sollten, aber wir werden weniger Vergnügen an dieser Lektüre finden.
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 2005, Hardcover 13 €, 416 Seiten, ISBN: 3-462-03462-6
Bewertung:
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel