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Yan, Mo - Die Knoblauchrevolte




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Yan, Mo - Die Knoblauchrevolte

Beitragvon mombour » 19.10.2012, 12:34

Die Knoblauchrevolte

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Mo Yan ist ein Pseudonym und heißt „der Sprachlose. Trotzdem bin ich von der Erzählweise dieses Autors sehr beeindruckt. Auf den ersten Blick erscheint der Prosastil recht einfach. Diese Einfachheit ist aber große Kunst, denn Mo Yan weiß, den Leser zu fesseln. Das bittere Leben der Bauern geht mir bis auf die Knochen. Erzählt wird vom Bauernaufstand 1987. Der Kühlhäuser sind überfüllt, der frische Knoblauch kann nicht gelagert werden. Er verfault, und es stinkt über das Land. Der Aufstand wird blutig niedergeschlagen. Im Mittelpunkt des Romans stehen die Schicksale der Bauern Gao Yang und Gao Ma. Sie kommen unter die Räder der chinesischen Justiz.

Obwohl Mo Yan als Opportunist des chinesischen Regimes gilt, kritisiert er stumpfsinnige Behörden, die das Leben der Bauern ruiniert. Falsche Anschuldigungen. Korrupte Beamte. Der Unrechtsstaat wird knallhart vor Augen geführt. Gao Ma ist um die Bauerntochter Jinjü besorgt, die in Familienbande einem anderen versprochen wurde, sie sich aber weigert, diesen Auserwählten zu heiraten. Sie bekommt die Brutalität ihrer Brüder und ihres Vaters zu spüren, auch Gao Ma wird fast totgeschlagen. Zwangsverheiratung und körperliche Agressivität stehen nach der Kulturrevolution unter Strafe. Doch zuständige Behörden nehmen keine Strafverfolgung auf. Der Staat geht über Leichen und treibt auch noch recht unsinnige Steuern ein. Da es Bauern an Geld mangelt, zahlen sie mit Knoblauchstengeln. Ihnen wird sogar zuviel abgeknöpft. Anhand der Knoblauchrevolte zeichnet MoYan einen Unrechtsstaat. Auf demProzess gegen die Bauern sagt ein Verteidiger:
Mo Yan hat geschrieben:„Ich bin der Ansicht, der Knoblauchzwischenfall ist ein Alarmsignal für unsere Partei. Denn wenn eine Partei und eine Regierung nicht für die Interessen des Volkes eintreten, dann ist das Volk berechtigt, sie zu stürzen.“
(Seite 363).

Mo Yan ist ein Poet, und wenn er vom Sterben der Menschen schreibt, bleibt er ein zauberhafter Poet. Der Roman ist inhaltlich voll von Bitternis, und immer wieder gleitet der Autor in beeindruckende Naturpoesien. Das unter schlechtem Stern stehende, herzzerreißende Liebesverhältnis zwischen Jinjü und Gao Ma hat das Zeug für eine ergreifende chinesische Romeo und Julia – Novelle. All dieses macht den Roman so wunderbar.

Kurze Leseprobe:
Mo Yan hat geschrieben:„Ich lag auf dem Rücken im Mais und blickte durch die wie erhobene Schwerter wirkenden Maisblätter auf die am Himmel ziehenden Wolken. Die Wolken zogen fort, die Sonne brannte, der Boden war so heiß, daß er mir den Rücken sengte. Klarer Pflanzensaft bildete Perlen, die an den Fäden der Maiskolben hingen, unsicher, als wollten sie fallen, aber sie fielen nicht, sie sahen aus wie die Tränen, die zwischen Jinjüs Wimpern hingen, als der Weizen im Wind wogte.“
(Seite 30).
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Liebe Grüße
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von Anzeige » 19.10.2012, 12:34

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Re: Yan, Mo - Die Knoblauchrevolte

Beitragvon Krümel » 19.10.2012, 16:59

Das hört sich an, als ob mir dieser Autor gefallen könnte :D
BildLiebe Grüße,
Krümel



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