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Yasar Kemal - Zorn des Meeres




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Yasar Kemal - Zorn des Meeres

Beitragvon Krümel » 11.10.2012, 10:49

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Ein sehr aufwühlendes Buch!

Der Fischer Selim ist ein sehr bodenständiger Mensch. Er verschließt sich allerdings vor der Gegenwart, und möchte streng in alten Traditionen weiter leben. Und an diesem Festhalten stößt er dann immer wieder an seine eigenen Grenzen, weil die festgefahrene archaische Männerwelt, auch nicht seine Welt ist. So entwickelt er sich zum Einzelgänger. Gerne würde er weiterhin von Mann zu Fisch seine Beute an Bord ziehen und mit seiner Angebeteten still und in Harmonie an der Küste wohnen.

Die Figur Zeynel ist ein Waisenkind, das vom ganzen Dorf hin und her geschubst wurde. Ausgebeutet und misshandelt wird er direkt zu Beginn des Buches zum Mörder. Er bringt seinen größten Peiniger um. Danach folgt eine wilde Verfolgungsjagd durch ganz Istanbul, die ganze Polizei ist hinter Zeynel her – doch er ist ja nur ein Kind, das sich verkriecht. Andere, Trittbrettfahrer, springen auf den Zug und versetzen die Großstadt in Angst und Schrecken.

Selim hat seine Liebe auf Delphine abgewälzt, Geschöpfe die ihn nicht verletzen und überfordern, und die ihn aus seiner Einsamkeit wecken. Gemeinsam fahren sie auf´s Meer. Doch dann kommen die Delphinjäger und schlachten diese Säugetiere blindlings ab, das Meer verfärbt sich rot und auch Selims Freunde sind dabei.

In Istanbul findet Zeynel Kemal, eine leise Freundschaft tut sich auf. Zwei Jungs die ihr Schicksal zusammen meistern können, denn auch Kemal hat ein hartes Leben. Seine Mutter wurde vor den Augen des Jungen abgemetzelt, ihre Brüste zerfetzt, und alles weil sie einen Liebhaber hatte. Der Vater bringt seine Frau um, und der Liebhaber war Zeynel.

Dann treffen Selim und Zeynel final aufeinander, und auch das endet nicht blutlos. Tot, toter, am tödlichsten … Was läuft da ab in dem Buch Yasars von 1978? Vieles erinnert an eine bunte „1001 Nacht“ Geschichte, und vieles darf man in der Übertragung sehen, aus einer fernen Welt, die sehr brutal und unmenschlich ist. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob eine emanzipierte Frau aus Westeuropa wirklich diese patriarchische Welt begreifen kann? Einen kleinen Einblick erhält man sicherlich!

Bewertung: :stern: :stern: :stern: / :stern:
BildLiebe Grüße,
Krümel



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