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Suter, Martin - Lila, Lila




Suter, Martin - Lila, Lila

Beitragvon Pippilotta » 06.03.2010, 10:59

Jemand, in diesem Fall nämlich David Kern, seines Zeichens Kellner mit mangelndem Selbstbewusstsein und dem Zwang, einer bestimmten Clique von „intellektuellen“ Studenten, die Stammgäste des Lokals sind, anzugehören, findet in einem alten Möbelstück am Trödlermarkt ein Manuskript. Die Story rund um eine zerbrochene – nämlich von den Eltern nicht gutgeheißene - Liebe zwischen Peter Landwei und dessen angebetenen Sophie fesselt ihn. Um bei Marie, einer Literaturstudentin, Eindruck zu machen gibt er sich als Urheber des Manuskripts aus. Marie ist hellauf begeistert und stellt – ohne Davids Wissen und noch weniger dessen Einverständnis – Kontakt zu einem Verlag her, der das Buch auch gleich veröffentlichen will. David Kern wird als neuer Shooting Star der deutschen Gegenwartsliteratur gefeiert, der Schriftsteller ist in aller Munde, hält Lesungen in den größten Sälen ab und ist sich der ungeteilten Aufmerksamkeit Maries sicher. Ziel erreicht. Aus Angst, diese Aufmerksamkeit (und mittlerweile auch Liebe?) Maries zu verlieren, verschweigt David die wahren Hintergründe des Buches. Die Angst vor der Aufdeckung, die Angst vor dem Auftritt des wahren Verfassers treibt ihn beinahe in den Wahnsinn und jede Lesung, jeder Auftritt wird zu einer Hochschaubahn der Gefühle. Als sich dann ein heruntergekommener Alkoholiker als Autor ausgibt und David damit erpresst, nimmt das Unheil erst richtig seinen Lauf und Davids Lügengebäude droht einzustürzen.

Martin Suter ist ein guter Erzähler, zwischen Örtlichkeiten, Perspektiven wird mit leichter Feder gewechselt, Suter weiß auch, wovon er schreibt, der Literaturbetrieb wird von innen beleuchtet, er wird – rund um Vertragsverhandlungen, gezieltes Lancieren eines „Hypes“ und die dazugehörigen Marketinginstrumente – nicht nur wohlwollend dargestellt, und David Kern ist ein sehr dankbares Opfer dieser Vermarktungsmaschinerie. Die Idee des „Buch im Buch“ rund um die Liebesgeschichte zwischen Franz/Sophie und David/Marie verblasst immer mehr, die Parallelen werden nur mühsam aufrecht erhalten, das Buch verliert sich in belanglosen Dialogen, skizzenhaften Szenen und klischeehaften Protagonisten. Der Fortlauf der Story ist absehbar, auch wenn mich das fast schon originelle Ende dann doch wieder etwas versöhnt hat.

:stern: :stern: ( :stern: )

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von Anzeige » 06.03.2010, 10:59

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Re: Suter, Martin - Lila, Lila

Beitragvon Pippilotta » 06.03.2010, 11:02

Das Buch wurde letztes Jahr verfilmt und lief vor Kurzem in den Kinos. Den Film habe ich nicht gesehen, ich kann mir aber vorstellen, dass er durchaus sehenswert ist, auf jeden Fall besser als das Buch. Denn der Plot gäbe schon allerhand her, und wenn das schauspielerisch und atmosphärisch gut umgesetzt ist .....

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Re: Suter, Martin - Lila, Lila

Beitragvon Krümel » 06.03.2010, 14:15

Kommt ins Blog :D
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