Krümels-Bücherwelt ...

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Dirks, Liane - Falsche Himmel




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Krümel » 03.05.2010, 09:44

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Interessante Spekulation was werden könnte.

>Sonntag, 10. August, Uhrzeit: 21.40, Temperatur: 37 Grad, Ozonwert: 360, Zustand des Himmels: klar< So beginnt diese Erzählung und danach werden einige skurrile Gedanken niedergeschrieben. Das Tagebuch wird von einer Frau verfasst, die mit ihrer Tochter in einem 18 stöckigen Hochhaus wohnt, an dem Fassadenkletterer hinauf kraxeln um sich dann wieder hinab zu stürzen. Sie isst die sauer eingelegten Gurken ihrer Mutter und weiß, wenn sie die letzte Seite beschrieben hat, muss sie die Stadt verlassen.

>Der Mensch ist der Motor, erstellt den Grundzustand immer wieder her, das Chaos. Allerdings ein anderes Chaos als das Urchaos, das ja wohl eher eine Suppe war. Flüssig. Das Chaos des Menschen stimmt mit dem des Universums nicht überein. Der Mensch hofft es, aber es ist nicht so.<

Ganz langsam entschlüsselt sich diese Erzählung, und der Leser erfasst, worauf die Autorin hinaus möchte. Der Mensch ist die Ursache des Chaos und erzeugt „falsche Himmel“. Eine außergewöhnliche Erzählung, die vielleicht tief in die Zukunft blickt.

Liane Dirks ist 1955 geboren und arbeitet seit 1985 als freie Schriftstellerin. Sie pendelt und lebt zwischen Köln und Berlin. Weitere Titel, die von ihr erschienen sind: „Vier Arten meinen Vater zu beerdigen“, „Narren des Glücks“ und „Krystyna“.

Bewertung: :stern: :stern: :stern: *
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Pippilotta » 03.05.2010, 10:34

Krümel hat geschrieben:Ganz langsam entschlüsselt sich diese Erzählung, und der Leser erfasst, worauf die Autorin hinaus möchte. Der Mensch ist die Ursache des Chaos und erzeugt „falsche Himmel“. Eine außergewöhnliche Erzählung, die vielleicht tief in die Zukunft blickt.


Ich habe jetzt nicht verstanden, worauf möchte sie hinaus möchte (oder wäre das ein Spoiler?) und was wird da unter "falsche Himmel" verstanden? Kannst Du das ein bisschen erklären? Es klingt zwar alles recht "experimentiell", aber irgendwie kann ich mir unter diesem Buch gar nichts vorstellen. :grübel:
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Krümel » 03.05.2010, 10:59

Pippilotta hat geschrieben:Ich habe jetzt nicht verstanden, worauf möchte sie hinaus möchte (oder wäre das ein Spoiler?) und was wird da unter "falsche Himmel" verstanden? Kannst Du das ein bisschen erklären? Es klingt zwar alles recht "experimentiell", aber irgendwie kann ich mir unter diesem Buch gar nichts vorstellen. :grübel:


Wenn ich das erklären würde, dann hätte ich alles vorweg genommen :wink: Aber du hast Recht, es ist ein sehr experimentelles Buch. Allerdings zeigt Dirks auf eine Wahrscheinlichkeit, die gar nicht so unrealistisch ist.
Falls du es lesen möchtest, schicke ich dir das Büchlein gerne :thumleft:
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon mombour » 03.05.2010, 11:22

Hallo,

ich habe mich im Netz ein wenig umgesehen. Das Büchlein wird schon recht kritisiert. Liane Dirks mag ja in manchem Recht haben, was auf die Menschheit zukommt oder zukommen könnte. Die Kritik, die ich gelesen habe, richtet sich in erster Linie an die literarische Umsetzung. Nun bin ich natürlich von der Düsternis eines Cormac McCarthy's verwöhnt. Da mich die Thematik interessiert, nehme ich mir das Buch von Dirks doch mal in die Hand (aus Neugier :mrgreen: ).

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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Krümel » 03.05.2010, 12:52

mombour hat geschrieben: Die Kritik, die ich gelesen habe, richtet sich in erster Linie an die literarische Umsetzung. Nun bin ich natürlich von der Düsternis eines Cormac McCarthy's verwöhnt. Da mich die Thematik interessiert, nehme ich mir das Buch von Dirks doch mal in die Hand (aus Neugier :mrgreen: ).


Freut mich :D

Selbstverständlich ist das Geschriebene keine große Literatur, hat ja auch nur 3,5 Sterne erhalten, aber irgendwie hat mich das Büchlein fasziniert :flower:
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Pippilotta » 03.05.2010, 15:16

Danke, @Krümel, für Dein Angebot, derzeit bin ich noch mit Lesestoff eingedeckt und mir ist momentan nicht so nach "Weltuntergangstimmung". Mir fällt dazu auch eigentlich nur Cormac McCarthy ein, der mit "Die Straße" für mich ein an Atmosphäre und Düsternheit und Realitätsnähe kaum übertreffbares Buch geschrieben hat.

Was ich da jetzt aber über Liane Dirks lese, erinnert mich eher an eine satirische Herangehensweise ....
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon mombour » 09.05.2010, 15:25

Hallo,

Mir hat der Roman überhaupt nicht gefallen, nicht weil ich solch' lakonische Sätze, wie sie den Roman durchweben, nicht mag, sondern weil diese Sätze keinerlei innere Spannung erzeugen; will heißen, mir ist es nicht möglich die Hitze zu ahnen, selbst von der Bedrohung, die die Klimakatastrophe darstellt, ist kein Hauch zu spüren. Die Sprache dieses Romans ist verskelettitiert, ich spüre keine tieferen Dimensionen zwischen den Zeilen. Nur schwach, durchsichtige Bilder streifen meine Phantasie. Die Figuren völlig farblos, keine Charaktere. Und das ist wirklich so. Ich frage mich, wie kann man nur so einen Roman schreiben, zumal außerdem keine inhaltliche Stringenz aufzufinden ist. Es ist ein Desaster. Die Figuren scheinen so kahl und leblos, als sei durch die Hitze schon das Fleisch von ihren Knochen versengt.

Ich gehe mal davon aus, dieser Roman war ein Ausrutscher der Autorin. Ihr Romanerstling „Die liebe Angst" gilt (nach Kiepenheuer &Wisch) „als Standardwerk zum Thema sexueller Missbrauch.“

:stern: :stern:

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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Pippilotta » 09.05.2010, 16:27

Danke mombour, für Deine Eindrücke, hat mir in der Entscheidung geholfen!
Herzliche Grüße
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Krümel » 09.05.2010, 16:51

mombour hat geschrieben:... ich spüre keine tieferen Dimensionen zwischen den Zeilen. Nur schwach, durchsichtige Bilder streifen meine Phantasie. Die Figuren völlig farblos, keine Charaktere. Und das ist wirklich so.


Das ist so, aber ich habe das auf die Situation gedeutet und mich gefragt, wenn Fall X eintritt und alles aus ist, wie ich sein werde. Ob diese Aussichtslosigkeit mich auch zerstören würde? Ob ich auch so zum Zombie werde? Ob ich auch von den Dächern springen würde :grübel2: Ich fand ausnahmsweise gerade diese absolut karge Beschreibung von Nichts beschreibend :mrgreen:
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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon mombour » 09.05.2010, 17:12

Hallo Krümel,

natürlich kann man hier immer mit Verteidigungen ankommen, die Autorin habe bewusst so karg geschrieben. Da bin ich mir aber nicht sicher, denn Cormac McCarthy konnte eine postapokalyptische Welt unkarg darstellen und es war trotzdem bedrohlich schön. Literatur muss auch immer irgendwie schön sein, auch wenn das karg ist, was beschrieben wird. :mrgreen:

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Re: Dirks, Liane - Falsche Himmel

Beitragvon Krümel » 09.05.2010, 18:33

Ja, ja ich weiß, ich muss McCarthy lesen, ist mir schon klar. Habe "Die Straße" auf meine Liste gesetzt. Tz-tz-tz was man nicht alles noch lesen muss Bild
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