Tracy's Eltern wünschen sich für ihre Tochter nur eins: das sie glücklich ist, einen guten Job hat und einen tollen Mann heiratet.
Ihre Hoffnungen und Wünsche bekommen allerdings einen Knick, als Tracy verkündet den locker doppelt so alten Sam zu heiraten, der zu allem Überfluss schon zwei Ehefrauen hat.
Von da an beginnt für Tracy, aber auch für Sam, ein Kampf um Selbstbestimmung und um Toleranz...
Als ich das Buch aufschlug und die ersten Seiten gelesen hatte, war ich direkt gefangen: Anthony McCarten entführt den Leser in eine Geschichte aus 1001 Nacht, die aber gleichzeitig in westlichen Gefilden – genauer gesagt London – spielt.
Der Schreibstil ist relativ einfach gehalten und vermag es, den Leser mitten in die Geschichte zu ziehen. Einer Geschichte, in der es um Träume, Wünsche, Verpflichtungen und das Leben geht.
Die Figuren selbst sind ziemlich einfach gestaltet, daher wirken die Handlungen aller oftmals vorhersehbar. Alle Charaktere scheinen aus einem begrenzten Kontingent an Möglichkeiten zu schöpfen, dennoch sind alle auf ihre eigene Art liebenswert und man versucht jeden einzelnen zu verstehen, aber auch, sie mal bei den Schultern zu packen und sie zu bitten, die Augen zu öffnen.
Die oftmals von mir empfundene vorhandene Oberflächlichkeit der Charaktere ist alles andere als schlimm: denn es geht nicht um die Charaktere an sich – diese sind nur liebenswerte Mittel zum Zweck – , es geht um die Gesellschaft und wie sie mit „anders“ Lebenden umgeht.
Englischer Harem vereint viele Facetten: es ist ein Gesellschaftsroman, eine Komödie, aber auch ein Drama.
Der Autor zeigt auf eine einfache, aber logische Weise, wie die Gesellschaft mit anderen Kulturen und Lebenskonzepten umgeht, wie Vorurteile das Leben der Betroffenen tangiert und dieses oft auf eine unglaubliche Art beeinflusst.
Der Roman ist ein Plädoyer für Toleranz und Akzeptanz. Dabei erhebt der Autor nie den moralischen Zeigefinger. Nein, er beobachtet und lässt den Leser sich selbst sein Urteil bilden.
Englischer Harem hat mich auf eine nicht zu beschreibende Art beeindruckt und in seinen Bann gezogen.
Ich bin gespannt auf weitere Romane des Autors und kann diesen nur wärmstens empfehlen!
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(4.5)