Nachtzug nach Lissabon von Pascal Mercier
Der 57 jährige Gregorius, Lateinlehrer eines Berner Gymnasiums, lässt nach einer flüchtigen Begegnung mit einer Frau, sowie einem Buch von Amadeu de Prado, alles stehen und liegen, und begibt sich mit dem Nachtzug nach Lissabon. Sein bisheriges wohlgeordnetes Leben hat sein Interesse verloren, irgendwie zieht es Gregorius in die Fremde, ein Traum, der seit seiner Jugend in ihm schlummert. Und so wird Lissabon für ihn auch ein Stück Isfahan. Auf der Suche nach sich selbst, begibt er sich gleichzeitig auch auf die Suche des ungewöhnlichen Poeten. So lernt er nach und nach die Gedanken des Autors kennen, und entdeckt dabei sein Inneres. Ferner lernt er außergewöhnliche Menschen kennen, die mit der Welt Prados in enger Beziehung standen, und schließt lockere bis tiefe Freundschaften mit ihnen; Freundschaft die sein bisheriges Leben ausgeschlossen hat, wo er nur hinter Büchern lebte.
Die Intention des Romans liegt ganz eindeutig auf das Nachdenken, Revue-Passieren des Lebens, und liefert dem Leser zahllose Gedankenansätze. Ich musste das Buch oft beiseite legen, denn meine Gedanken trieben mich in die Weite und Tiefe meines Selbst.
Die Rahmenhandlung wirkt etwas gestelzt, Zufälle über Zufälle ereignen sich, und haben oft mit der Realität wenig zu tun, doch das hat mich nicht gestört.
Den Schluss empfand ich ein wenig zu abrupt, er hinterlässt die große Frage: Hat er oder hat er nicht? Doch auch das ist dann ein weiterer Gedankengang, wie so viele Passagen im Buch, der bewusst unbeantwortet bleibt.
Ein Lesetipp für alle die gerne nachdenken, und hin und wieder gerne Anstöße aufnehmen.
Als Romancier veröffentlicht Peter Bieri seine Werke unter dem Pseudonym Pascal Mercier, wobei „Nachtzug nach Lissabon“ sein bekanntestes Buch ist. Peter Bieri wurde 1944 in Bern geboren und arbeitet heute als Philosoph mit den Schwerpunkten: phil. Psychologie, Erkenntnistheorie und Moralphilosophie an der Freien Universität Berlin. Sein meist verkauftes Werk als Philosoph „Das Handwerk der Freiheit“ steht schon auf meiner Wunschliste, da es ohne Fachchinesisch, eben für den Laien gut verständlich geschrieben sein soll.