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Zunächst kurz über die Autorin:
Jeannette Walls lebt und arbeitet als Journalistin in New York und Long Island. Sie schrieb Gesellschaftskolumnen für E! Channel und das New Yorker Magazin Intelligencer. Im Moment moderiert sie dreimal wöchentlich eine Live-Sendung im Morgenfernsehen bei MSNBC. Sie hatte eine sehr außergewöhnliche Kindheit über die sie 2005 die Autobiographie "Schloss aus Glas" veröffentlichte.
"Schloss aus Glass" von Jeannette Walls ist aber noch weit mehr als nur eine Autobiographie. Es ist das unglaubliche Zeugnis einer unfassbaren, seltsamen Kindheit in einer verrückten Familie.
Die kleine Jeannette wächst mit ihren 3 Geschwistern in den USA auf, in Armut und Verhältnissen, die für unser Verständnis schlimmer kaum sein könnte. In einer Familie für die man das Wort "Widerspruch" erfunden haben muss.
Die Mutter ist eine erfolglose Künstlerin, die recht wenig Lust auf Erziehung hat und die Kinder sich selbst überlässt, dies aber mit großem Erfindungsreichtum an Worten, als antiautoritär und naturverbunden oder harte Schule für das Leben, bezeichnet.
So ist die erste Erinnerung von Jeannette die, dass sie als Dreijährige stundenlang unbeaufsichtigt am Herd spielt, um Hotdogs zu kochen. Natürlich verbrennt sie sich extrem schlimm und muss ins Krankenhaus, aus dem sie schließlich gar nicht mehr raus will, nicht zurück in das Elend und die Armut!
Dies ist jedoch nur ein kleiner Teil aus einem großen Fundus an schlimmen, aber auch wunderschönen Erinnerungen, die Jeannette Walls niedergeschrieben hat.
Liebt diese (Raben-) Mutter ihre Kinder überhaupt mag man sich fragen? Sie muss es tun, wenn Jeannette nach so langer Zeit und dem Schreiben ihrer Biographie, ihre Mutter immer noch liebevoll als an die Wahrheit und an die Kunst glaubend bezeichnet. Es ist unfassbar wie belastbar die Liebe zwischen Eltern und Kindern sein kann, wie groß sie sein kann, um rückblickend warme und schöne Erinnerungen zu hinterlassen, wo eigentlich Hunger und Armut und Demütigung vorherrschten.
Der Vater, ein Träumer und Alkoholiker und doch (oder gerade deswegen) von seinen, noch kleinen, Kindern idealisiert und glühend verehrt und geliebt, besonders von seinem Liebling Jeannette. Er schenkt ihr die Sterne, geht mit ihr nachts in der Wüste auf Dämonenjagd und verspricht ihr ein Schloss aus Glas zu bauen, in dem sie alle wohnen werden.
Die Familie zieht von Städtchen zu Städtchen, doch immer wieder verliert der Vater die Arbeit, die Schulden türmen sich auf und sie fliehen in Nacht-und-Nebelaktionen weiter. Immer den Versprechungen des Vaters vertrauend, nun in eine goldene Zukunft aufzubrechen.
Die Familie hält trotz der widrigen Umstände fest zueinander.
Doch je älter die Kinder werden, desto mehr blicken sie durch und desto schwerwiegender werden auch die innerfamiliären Krisen.
Eine der fesselndsten, ungewöhnlichsten Autobiographien, die ich je gelesen habe. Ein Buch das einen packt und nicht mehr los lässt.
Die ganzen Geschehnisse, die für die Walls - Kinder so normal sind und einen den Atem rauben, erlebt man hautnah mit und fiebert mit den Kindern doch endlich den Absprung von dieser Familie zu schaffen, fühlt aber auch die Schmerzen eines Lebens, wenn der Abschied von dieser wirklich naht.
Fazit:
Ein ganz anrührendes Buch, ohne Bitterkeit, das einen oft zum Lachen bringt.