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Chevalier, Tracy - Das dunkelste blau




Chevalier, Tracy - Das dunkelste blau

Beitragvon nanu?! » 19.04.2008, 14:43

Tracy Chevalier - Das dunkelste Blau

Als die junge Amerikanerin Ella ein Haus in Frankreich gefunden hat, scheint das die Erfüllung all ihrer Wünsche. Doch dann beginnen die Alpträume. Am Morgen erinnert sich Ella an nichts als ein leuchtendes Blau und den Klang von Stimmen, die einen Psalm in fremdartigem Französisch singen. Um sich abzulenken, vertieft sie sich in die Geschichte ihrer Vorfahren, die nach dem Grauen der Bartholomäusnacht aus Frankreich flohen. Und die Gestalt einer jungen Frau der damaligen Zeit läßt sie nicht mehr los - Isabelle du Moulin, genannt La Rousse wegen ihrer roten Haare und als Hexe verschrien...


Ich wußte nicht ob ich dieses Buch in "Belletristik" oder "historische Romane" unterbringen sollte, denn eigendlich sind es zwei Geschichten in einem. Die eine erzählt von Ella in der Gegenwart, eine Amerikanerin die mit ihrem Mann Rick nach Frankreich zieht. Sie hat mit den Dorfbewohnern zu kämpfen die voller Vorurteile gegen sie sind. Und als sie sich immer einsamer und verlassener vorkommt, freundet sie sich mit dem Franzosen Jean-Paul an, der ihr bei ihren Nachforschunggen ihrer Vorfahren hilft. So gerät sie immer tiefer in das dunkle Geheimnis ihrer Familie Tournier und auch das Blau bekommt eine immer größere Rolle.
Die andere Geschichte erzählt von Isabelle im 17 Jahrhundert. Die junge Hugenottin muß ihre Religion, ihre Heimat und ihre Arbeit als Hebamme aufgeben, als sie Etienne Tournier heiratet. In ihrer Heimat wurde sie als Hexe verschrien als ihr Haar sich auf wundersame Weise rot färbt. Auch geschehen seltsame Dinge die Isabelle immer geheimnisvoll erscheinen lassen. Etienne entpuppt sich als grausamer Ehemann und Isabelle hat bald nichts mehr zu lachen.
Beide Geschichten verlaufen bald ineinander....

Ich finde das Tracy Chevalier sich wieder einmal selbst übertroffen hat. Aber so gut wie ihr "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" ist es leider nicht. Das Buch ist wunderbar erzählt und obwohl die Geschichte in zwei verschiedene Zeiten hin und herspringt kommen nie Verwirrungen auf. Wer das Buch einmal angefangen hat, kann es so schnell nicht wieder aus der Hand legen.


Es begann mit einem Flackern, einer Bewegung zwischen Dunkelheit und Licht. Es war nicht schwarz, es war nicht weiß; es war blau. Ich träumte blau.
Es strömte wie vom Wind getrieben in Wellen zu mir hin und von mir weg. Es preßte sich in mich hinein, ein Druck eher wie von Wasser als von Stein. Ich hörts den leiernden Singsang einer Stimme. Dann sprach auch ich, Worte strömten aus mir heraus. Die andere Stimme begann zu weinen; dannach schluchzte ich. Ich weinte, bis es mir den Atem nahm. Der Druck des Blaus schloß mich ganz ein. Es ertönte ein dumpfer, hallender Schlag, wie das Geräusch einer schweren Tür, die ins Schloß fällt, und das Blau wurde durch ein Schwarz ersetzt, das so vollständig war, daß es niemals mit Licht in Berührung gekommen sein konnte. Ich starrte in dieses Nichts; als ich es nicht mehr aushielt, schloß ich die Augen.


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