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Brontë, Emily - Die Sturmhöhe




Brontë, Emily - Die Sturmhöhe

Beitragvon Salome » 20.08.2006, 12:25

Da ich bei der Leserunde ja nicht mitschreiben konnte,schreib ich jetzt einfach mal eine Rezi zum Buch,um meine Meinung kundzutun.

Originaltitel: Wuthering Heights - Meine Übersetzung von Grete Rambach

Kurzbeschreibung (ZDF) :

Handlungsorte des Romans, der die Geschichte zweier Familien über zwei Generationen erzählt, sind die ländlichen Besitztümer Wuthering Heights und Thrushcross Grange. Das Findelkind Heathcliff ist durch eine tiefe Seelenverwandtschaft mit Catherine, der Tochter des Ziehvaters Mr. Earnshaw, verbunden.
Doch Catherine heiratet den Gentleman Edgar Linton. Nachdem Heathcliff unter mysteriösen Umständen reich geworden ist, nimmt er Rache an Linton und Catherines Bruder Hindley, der ihn in seiner Jugend zum Außenseiter degradiert hat. Nach Catherines frühem Tod wird Heathcliff in seinen Träumen von ihrem Geist heimgesucht...

Meine Meinung:

Ich kann sehr gut verstehen,daß dieses Buch im 19.Jahhundert für Aufregeung gesorgt hat,es ist schon sehr aussergewöhnlich für diese Zeit.
Der Roman ist voller düsterer Romantik und gefährlicher Leidenschaft.
Man blickt in die Abgründe der menschlichen Psyche,gesellschaftliche Konventionen dieser Zeit werden ad absurdum geführt.
Das war sehr mutig und vor allem auch sehr wichtig,denn
Emily Brontë hat mich diesem Werk sicher einen Meilenstein der Literatur erschaffen.
Da ich zuvor Jane Austen gelesen habe,kann ich nur sagen,der Unterschied könnte kein grösserer sein.
Die Erzählperspektiven sind sehr effektvoll eingesetzt und machen das Buch dadurch sehr kurzweilig.Bronte bewahrt,mit ihrem Schreibstil, zu den Protagonisten immer eine gewisse Distanz,die man auch benötigt,um das Geschehen richtig begreifen zu können.
Die Charaktere sind sicher keine Helden,oder Sympathieträger,diese werden auch zum Storyline gar nicht benötigt,wären fast schon störend.
Ich fand sie sehr tiefgründig und umfassend beschrieben,niemals eindimensional.
Es wird sehr spannend beschrieben,wie Heathcliff durch seinen Lebensweg in der Kindheit zum Tyrannen, der übelsten Sorte, wird.
Catherine Earnshaw ist die einzige Person,die einen Zugang zu seinen Gefühlen hat, und sie nutzt es sicher nicht immer zu seinem Besten.
Sie ist selbst ein völlig widersprüchliches Wesen. Dieses Gemisch ist hochexplosiv und so kann es nur fatal mit den beiden enden...

Mir hat dieses Buch wirklich sehr gut gefallen,ich habe jede Seite genossen.Für mich ein Meisterwerk!

:stern: :stern: :stern: :stern: :stern:

Bild

(Dies müsste deine Ausgabe sein, ich habe es mal dazu gesetzt, LG Krümel)
Zuletzt geändert von Salome am 15.04.2007, 06:30, insgesamt 1-mal geändert.
Salome
 

von Anzeige » 20.08.2006, 12:25

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Beitragvon Krümel » 20.08.2006, 13:14

Bei mir hat es recht lange gedauert bis ich mit dem Buch umgehen konnte. Diese Düsternis und die Distanz zum Erzählten ließen mich lange Strecken des Buches, ca. bis zur Hälte, irgendwie ja im Dunklen tappen. Die Atmosphäre sowie die Figuren waren so weit weg, ich fand einfach keinen Bezug zu meinen eigenen Gedanken. Als ich dann begriff, dass es genau das ist was Emily damit erreichen wollte, und dass genau diese Atmosphäre das Buch ausmachen, und auch die Handlung immer spannender wurde, ab da war ich dann auch gefesselt von dem Buch.

Ich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, es ist schon etwas ganz Besonderes, aber es wird nicht eines meiner Lieblingsbücher :wink:

:stern: :stern: :stern: :stern:

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Krümel



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Beitragvon Pippilotta » 20.08.2006, 13:44

Ich fand v.a. auch die düstere Atmosphäre, die dieses Buch vermittelt, sehr beeindruckend. "Wuthering Heights" stelle ich mir als abgelegenes Anwesen unter hohen Bäumen vor, wo immer dunkle Wolken über den Himmel ziehen und sich stündlich ein Sturm ankündigt. Und genauso sind auch die Charaktere der handelnden Personen.

Alle sind auf ihre Art Einzelgänger, rücksichtslose Personen, aber voller Leidenschaft. Die Rache- und Hassgefühle konnte ich eigentlich nicht richtig nachvollziehen, bin ich doch ein sehr toleranter und harmonieliebender Mensch. :wink:

Ich fand auch die Erzählperspektive mit all dieser Distanz zu den Protagonisten sehr bemerkenswert. Es werden weder Sympathien noch Antipathien vermittelt, es steht dem Leser frei.
Für mich konnte ich weder Mitleid noch Verständnis für Heatchliff aufbringen. So wie er die Menschen in seiner Umgebung behandelte, lässt sich durch nichts - und schon gar nicht durch eine enttäuschte Liebe - rechtfertigen.
Seine Einsicht kommt, aber leider reichlich spät, und der Leser ist um jene - altbewährte - Erfahrung reicher: Dass die Liebe siegt! :D

:stern: :stern: :stern: :stern:
Herzliche Grüße
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Beitragvon Salome » 25.08.2006, 13:54

Kleiner Zusatz:
Ich habe es wirklich selten erlebt,daß ein Roman so nachwirkt wie dieser.
Ständig habe ich Heathcliff und Cathy vor Augen.Die Romantik und Tragik der Geschichte wird immer deutlicher und intensiver,je mehr ich darüber nachdenke.
Dank Pippis Tip habe ich jetzt auch noch meine Kate Bush CD ausgekramt und mir min. 100 Mal Wuthering Heights angehört und war ganz fasziniert wie sehr sich ein Lied verändert,wenn man eine Geschichte damit verbindet.
Ich glaube ich bin besessen... :twisted:

Hier noch ein Holzschnitt von Fritz Eichenberg der Heathcliff darstellt.Wirklich schön!

[center]Bild[/center]
Zuletzt geändert von Salome am 26.08.2006, 08:12, insgesamt 1-mal geändert.
Salome
 

Beitragvon Pippilotta » 25.08.2006, 15:57

@Salome: Mir gehts ähnlich: ich habe mir Kate Bush`s "Wuthering Heights" auf die Festplatte des PCs "getan" :roll: , und ich höre es auch immer wieder!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon Katia » 25.08.2006, 21:20

Mir ging's mit Kate Bush ja schon vorher so, Wuthering Heights war auch der Grund, warum ich mir die CD gekauft habe (das heißt bei mir was, ich hab sehr wenig CDs) - ich mag sie total gerne. Ich habe auch zwei andere: The Dreaming und die neue "Aerial", die ich auch schön finde, aber "The Kick inside" bleibt mein Liebling.

Das Buch wirkt auch nach, ich hatte vergessen, wie ungewöhnlich es ist, wenn ich so die ganzen Jane Austens, Bronte, Gaskell und Eliot-Bücher in meinem Kopf versammle (als die englischen Autorinnen des 19. Jahrhunderts, die ich gelesen habe), dann nimmt dieses Buch eine absolute Ausnahmestellung ein. Die wenigen Personen, die ungewöhnliche Erzählperspektive, der tiefe Hass und die starke Liebe der Protagonisten, die düstere Stimmung über das ganze Buch, das scheint mir für die Zeit recht einzigartig zu sein.

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Beitragvon Pippilotta » 31.08.2006, 12:15

Die Verfilmung von Wuthering Heights "Stürmische Leidenschaft" aus dem Jahr 1992 zeigt der NDR am Dienstag, 5.9.06, 23.45 Uhr

hier gibts Details!
Herzliche Grüße
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Beitragvon marilu » 31.08.2006, 15:51

Mein Eindruck der "Sturmhöhe" überschneide sich mit dem von Pippi.

Der Charakter des Buches ist sehr düster, sowohll Landschaft als auch Leute. Ihre oft viehischen Eigenarten haben mich ziemlich abgestoßen. Besonders Joseph ist ein Charakter zum "Gruseln" - sowas unsympathisches!

An meiner Ausgabe gefiel mir besonders, dass gerade die Bibelzitate durch Fußnoten erklärt werden. Viele Anspielungen hätte ich sonst gar nicht verstehen.

Übrigens gefällt mir der Einstieg in das Buch sehr gut. In den ersten Kapiteln noch verwirrt von den vielen Namen und skeptisch, ob mir das Buch gefallen würde, sprach mich Nellys Berichterstattung sofort an. Da wird das weibliche Bedürfnis nach Klatsch hervorragend bedient! :respekt:

Letztens habe ich die Verfilmung mit Laurence Olivier gesehen und plötzlich wurden mir die Figuren etwas klarer. Aber dieser bodenlose Hass ist etwas, das mir sehr fremd ist.

:stern: :stern: :stern: :stern:

PS.: Übrigens hat auch Pat Benatar ein Lied mit dem Titel "Wuthering Heights" herausgebracht. Es ist auf der Platte "Crimes of Passion" und einigermaßen bekannt. :!:
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Beitragvon wolves » 10.02.2008, 10:23

"Die Sturmhöhe" ist eines meiner besonderen Lieblingsbücher, das ich mittlerweile schon zwei- oder dreimal gelesen und sogar als (leider gekürztes) Hörbuch besitze.
@Katia: Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Es ist wirklich eine Ausnahmeerscheinung im Vergleich.
Was macht für mich die Faszination aus? Im Grunde kann ich es auch nicht anders beschreiben, als ihr es alle schon erwähnt habt. Es ist diese besondere Aura der Düsternis, die Darstellung von Haß und Rache. Und egal wie oft ich das Buch schon gelesen oder gehört habe geht es mir am Schluss nie anders, ich habe das Gefühl, dass die dunklen Wolken fortgeweht werden und wieder Licht in diese Düsternis gekommen ist. Einfach toll!
Liebe Grüße
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Beitragvon marilu » 08.12.2008, 15:52

Pippilotta hat geschrieben:@Salome: Mir gehts ähnlich: ich habe mir Kate Bush`s "Wuthering Heights" auf die Festplatte des PCs "getan" :roll: , und ich höre es auch immer wieder!

Aus aktuellem Anlass krame ich den Thread mal wieder heraus. Kennt ihr auch diese Version des Liedes vom "Ukulele Orchestra of Great Britain"?!

Wuthering Heights

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