Primo Levi beschreibt seinen Aufenthalt von Februar 1944 bis zum Januar 1945 in Ausschwitz unglaublich sachlich und sehr eindringlich. Gerade deshalb ging mir dieser Bericht besonders nahe. Denn noch nie war mir der tägliche Kampf ums überleben so klar geworden; das Quäntchen Glück, das über Sterben und Leben entschied. Wie im Grunde selbstverständliche Dinge wie ein Löffel sich erst „erworben“ werden musste und was es bedeutete, wenn sie verloren gingen.
Was der eigentliche Sinn des Lebens ist. Es geht nicht mehr um hochgeistige Dinge, sondern um scheinbar profanes wie die Sonne, die Wärme spendet. Es geht um Nahrung. Sich in einem Ort zurechtzufinden, der voller unbekannter Regeln funktioniert, die man sich schnellst möglichst aneignen sollte, um das eigene Überleben zu sichern, auch gegen alle Sprachbarrieren..
Dieses Buch war für mich so besonders eindringlich, weil es mir klargemacht hatte, was ein Mensch ist. Wie er ist, wenn er um sein nacktes Überleben kämpft, falls er kämpft. Menschlichkeit sucht man da vergebens. Und sich überhaupt tief im innern ein Stück Menschlichkeit zu bewahren, ist eine unglaubliche Leistung.
Dieses Buch mag ich ganz besonders empfehlen, es ist nicht nur wieder ein Stück Bericht über den Holocaust, es geht weit darüber hinaus. Und das ist auch der Tatsache zu verdanken, dass Levi ein sehr guter Schriftsteller ist bzw. war. Der über die Worte verfügte, die einem klar werden lassen, was vorher eher zwischen den Zeilen zu lesen war.
Biographie (lt. Klappentext):
Primo Levi wurde am 31. Juli 1919 in Turin geboren, studierte Chemie. 1944 wurde er als Jude und Mitglied der Resistenza verhaftet und nach Ausschwitz deportiert. Er überlebte und kehrte in einer endlosen Odyssee nach Italien zurück, wo er bis 1977 in der chemischen Industrie arbeitete. Danach freier Schriftsteller. Er starb durch Selbstmord am 11. April 1987 in Turin.