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Thomas Mann: Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull[/center]
Inhalt: "Der Memoiren erster Teil" nennt Mann die fiktive Lebensbeichte Felix Krulls, Sohn eines Sektfabrikanten aus dem Rheinland. Krull erzählt im Alter von ca. 40 Jahren die ersten 20 Jahre seines Lebens, die Kindheit mit kleinen Lügen, um nicht zur Schule zu müssen, Verkleidungsspielen mit seinem malenden Patenonkel, kleinen Diebstählen - so beginnt im kleinen die Karriere eines großen Schelmen, Betrügers, der im Laufe seines Lebens in viele verschiedene Rollen schlüpfen wird.
Nachdem die Firma pleite geht und besonders nach dem Tod des Vaters steht Familie Krull vor dem Nichts, muss sich neu erfinden - für Felix führt sein Weg nach Paris an ein großes Hotel, wo er als Liftboy und Kellner auf einen "Seitenweg" wartet, der seiner Karriere Glanz verleihen soll. Durch seine Eloquenz, durch seine Wirkung auf Frauen, aber auch durch seine Dreistigkeit bieten sich ihm Möglichkeiten zum Aufstieg.
Meine Eindruck: "Felix Krull" ist ein Fragment, was der Leser an vielen Andeutungen merkt, die im späteren Text nicht mehr aufgenommen werden; man erfährt nie, warum er z.B. im Gefängnis war. Auch kommt es mir vor, als wäre es gar nicht möglich die Bekenntnisse in dieser Ausführlichkeit komplett zu schreiben, es sei denn auf tausenden von Seiten. All dies tut dem Lesevergnügen keinerlei Abbruch - der von sich selbst überzeugt Krull ist in vielerlei Hinsicht ein Antiheld, einer der durch seinen geschickten Redeschwall beeindrucken kann, seine Halbbildung an den Mann/Frau zu bringen weiß und mit allen Mitteln den ihm zustehenden Platz in der Welt einnehmen will: ganz oben. Mann persifliert damit üblich-moralische Charakterentwicklungen, schafft mit Krull eine Figur, die trotz aller Arroganz und Überheblichkeit das Herz des Leser erobert.
Sie spielen mit der Sprache, Mann und seine Figur, Künstlertum ist nicht umsonst eines der großen Themen des Buchs. Ein Lesevergnügen, bei dem ich lediglich zu kritisieren habe, dass die Handlung, wenn auch nicht im Detail so doch in groben Zügen, vorhersehbar ist; allerdings passt das wohl gut zu Manns Idee eines Bildungsromans der Hochstapelei.
Diese Sonderausgabe von Fischer entspricht optisch der Erstausgabe, es sei allerdings beachtet, dass sie keine Übersetzung der französischen, englischen und italienischen Stellen enthält, allerdings sind diese Stelle zum Verständnis nicht unbedingt notwendig, das sich aus dem Kontext meistens eh klar ist, welche Schmeicheleien Felix gerade von sich gibt
Katia