Inhalt:
"Einfach so" erzählt die Geschichte einer Frau, die in New York zuhause ist. Sie schreibt Nachrufe für eine Zeitung und lebt in einem eleganten Loft. Ihr Ehemann, mit dem sie glücklich ist, spielt eine Rolle in der New Yorker Kunstszene, zu der sie eine ironische Distanz pflegt.
Ihre Geschichte - sie ist die Tochter jüdischer Eltern, die den Holocaust überlebt haben - ist immer präsent, so wie auch ihr Vater, zu dem sie eine liebevolle, wenn auch problematische Beziehung hat.
Gegenwart und Vergangenheit sind für sie untrennbar verbunden, und ihr Beruf - sie besucht häufig Begräbnisse zumeist völlig fremder Menschen - verstärkt noch das Gefühl der Vergänglichkeit, das sie nie verläßt, das Gefühl der Zerbrechlichkeit des Glücks.
Die Autorin:
Lily Brett hat einiges mit ihrer Protagonistin gemeinsam: 1946 in einem deutschen Durchgangslager geboren, übersiedelte sie mit ihren Eltern zwei Jahre später nach Australien. Sie begann ihre Karriere als Journalistin bei einem Rockmagazin und lebt heute mit Mann und drei Kindern in New York.
Persönliche Eindrücke:
Esther, die Hauptfigur, pflegt liebevoll ihre Neurosen und Schuldgefühle. Im Gegensatz zu ihren Eltern, die in den Konzertationslagern jeglichen Glauben verloren, versucht sie, jüdische Tradition aufrechtzuerhalten und quält sich mit Entscheidungen zwischen echter koscherer und gekaufter Instant - Hühnersuppe. Als Australierin in New York fühlt sie sich außerdem immer unsicher und fremd und hält sorgsam Kontakt mit den wenigen australischen Freundinnen, die ihr eigentlich fremd sind.
Die Geschichte plätschert dahin, unterbrochen von grausamen Details aus den Konzentrationslagern, so sprunghaft wie Esthers Gedanken ist auch der Erzählstil. Weitere Würze sind ausführliche Betrachtungen über das Verdauungssytem und seine Ausscheidungen - für mich teilweise schon zuviel. Zumal ich der Hauptperson das gar so Verklemmte dann nicht mehr abnehme.
Spannend ist aber die Geschichte ihres Vaters, der nach dem Tod der Mutter auf seine alten Tage noch ein neues Leben in Amerika beginnt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass das Buch immer weitererzählt, die einzelnen Schicksale nehmen den Leser gefangen.
Anscheinend muss man dazu nur weitere Bücher von Lily Brett lesen, was ich mit kleinen Einschränkungen gerne tun werde.
Meine Wertung: