Krümels-Bücherwelt ...

... ein Literaturforum der anderen Art

Mercier, Pascal - Lea




(der Autor/in lebt noch, und spiegelt die heutige Zeit)

Beitragvon Coco » 14.01.2008, 21:55

chip hat geschrieben:Nein, das ist doch überhaupt kein Problem, wenn ich meine Rezis denn weiterhin ins Forum stellen darf? Denn im Literaturreport schrieb ich auch einige Rezis für die Hauptseite, die ich hinterher nicht mit ins Forum nehmen durfte. Das fand ich bedauernswert, denn ich finde, Rezis sind eine solide Grundlage, um eine Diskussion zu starten.


Warum das denn ??

:shock:
Liebe Grüsse
Coco

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von Anzeige » 14.01.2008, 21:55

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Beitragvon Krümel » 14.01.2008, 22:41

Nö, das läuft hier anders. Unser Blog ist unser Aushängeschild für die Verlage. Nach und nach erhalten wir Rezensionsexemplare :wink:

Danke chip, das freut mich :D Also Patrick dort.
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Beitragvon chip » 15.01.2008, 02:16

@Coco: Das hatte wohl damit zu tun, die Besucherzahlen auf der Hauptseite zu sichern. Als ich noch Rezis dort einstellte, gab es nur eine Handvoll Verlage, die LR unterstützte.
Mittlerweile verteilen auch die großen Verlage ihre Exemplare, aber die Handhabung im Forum ist immer noch die Gleiche. Dort wird höchstens mal ein Link zur Hauptseite gesetzt.

Es wurde auch nicht gerne gesehen, wenn die Rezis auf anderen Seiten kopiert wurden, direkt verboten wurde es uns nicht. Sie blieben ja (glücklicherweise) unser Eigentum.

@krümel... (und wieder eine Frau glücklich gemacht...) 8)

Gruß,
chip
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Beitragvon Coco » 15.01.2008, 09:08

Danke für die Erklärung, chip !

Ich mag diese Eifersüchteleien zwischen den einzelnen Foren nicht !

Ich bin zwar fast nur hier aktiv - die anderen Foren sind mir einfach zu groß oder passen für mich aufgrund des vorherrschenden Genres meist nicht - aber ich möchte doch immer die Möglichkeit haben, mich auch dort einmal tummeln zu können, an Leserunden teilzunehmen, meine Rezis dort einstellen zu können, meine Meinung dort zu sagen.
Viele von uns hier sind auch noch in den anderen Foren unterwegs und aktiv.

Anders verhält es sich vielleicht mit Rezensionsexemplaren, die ich über ein bestimmtes Forum erhalten habe, das Kontakt mit dem Verlag hat. Dann werde ich es natürlich (vornehmlich) dort besprechen und mich an die Regeln halte - nur das ist ja nicht die Regel.
Liebe Grüsse
Coco

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Beitragvon Krümel » 15.01.2008, 11:40

Ich bin doch selber ein "Hüpfer" was sollte ich also dagegen haben :wink:
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Beitragvon alixe » 09.09.2008, 15:52

Bedauerlich, wirklich bedauerlich der pathetische Auftakt mit der Begegnung zweier „lonesome cowboys“ und genau so misslungen die unglaubwürdige Entdeckung von Leas musikalischer Hochbegabtheit und diese Anfänge hatten mich fast dazu gebracht die Lektüre abzubrechen, der Verdacht ähnliches wie den Klavierstimmer zu lesen, wollte während der ersten 40 Seiten nicht weichen, doch nach und nach gelingt es Mercier als zeitgenössischer Romantiker zu überzeugen.
Kitsch? Ich meine nicht. Eher ungewöhnlicher Stil gegenwärtiger Literatur. Würden die Protagonisten nicht bisweilen Autofahren, ich würde mich ins 19. Jahrhundert versetzt fühlen.

Lea bleibt dem Leser fremd und genau diesem Aspekt konnte ich Positives abgewinnen, Mercier verstrickt sich nicht in psychologische Analysen und Deutungen, weshalb ich ihm dankbar bin. Er erzählt und das macht er gut, wobei er auf Klischees, die sich im Klavierstimmer aneinander reihen, zu verzichten weiß.
Lea kommt nicht an Perlmanns Schweigen ran, doch Vergleiche hinken immer, zumal es sich hier um eine Novelle und nicht um einen Roman handelt. Doch das frugale Aufzeichnen der Gedanken, Überlegungen und der Beklommenheit des Vaters hat mich doch teilweise an Perlmanns gedankliches Straucheln erinnert und deshalb ist Lea durchaus lesenswert.

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Beitragvon Krümel » 09.09.2008, 16:42

alixe hat geschrieben:Lea bleibt dem Leser fremd ...


Da der Roman aus des Vaters Sicht geschrieben ist, und sie ihm selbst ein Rätsel ist, kann der Leser nicht davon ausgehen, dass ihm diese Figur näher gebracht wird. Aber es ist ein Punkt, wenn ich jetzt so überlege, warum vielleicht Pippi solche Schwierigkeiten mit dem Roman hatte: Lea bleibt dem Leser fremd!

Psychologisch wird es, man auf die Einbahnstraße blickt, die der Vater einschlägt, und nicht mehr umkehren kann. Oder ist das Philosophisch? Aber das geschieht im Kopf des Lesers nicht im Buch.

Doch zeitgenössische Romantiker, hi, das klingt gut, das mag ich, so wie ich das Buch mochte.
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Beitragvon Pippilotta » 09.09.2008, 17:10

Ich habe sowohl den Klavierstimmer als auch Lea gelesen, ich fand beide Bücher grauenhaft. Lea vielleicht noch ein Stück schlechter. Daran schuld ist vielleicht auch meine Sicht als Elternteil. Ich konnte weder Leas Person begreifen, noch viel weniger aber die ihres Vaters. Ich bin immer sehr vorsichtig mit Vermutungen, wie man sich selber verhält, würde man in dieser oder anderen Situation sein. Aber das Verhalten des Vaters kann ich absolut nicht nachvollziehen!
Herzliche Grüße
Pippilotta


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Beitragvon alixe » 09.09.2008, 21:04

Hallo Piipilotta,

Pippilotta hat geschrieben:Ich habe sowohl den Klavierstimmer als auch Lea gelesen, ich fand beide Bücher grauenhaft. Lea vielleicht noch ein Stück schlechter.


Eine gute Freundin teilt ganz deine Meinung. Seitdem ich Lea lobe, meint sie mein Büchergeschmack wär nichts mehr wert. :mrgreen:

Daran schuld ist vielleicht auch meine Sicht als Elternteil. Ich konnte weder Leas Person begreifen, noch viel weniger aber die ihres Vaters. Ich bin immer sehr vorsichtig mit Vermutungen, wie man sich selber verhält, würde man in dieser oder anderen Situation sein. Aber das Verhalten des Vaters kann ich absolut nicht nachvollziehen!


Das kann ich mir ganz gut vorstellen. Doch ich identifiziere mich selten bis nie mit den Protagonisten. Es ist eben genau dieses "Befremdende" was mich in der Literatur faszinieren kann. Natürlich muss ich eine Logik hinter dem Handeln und Denken der Figuren erkennen, auch wenn es nicht meiner Logik entspricht.

herzlichst: Alixe :-)
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Beitragvon alixe » 09.09.2008, 21:19

Krümel hat geschrieben:Da der Roman aus des Vaters Sicht geschrieben ist, und sie ihm selbst ein Rätsel ist, kann der Leser nicht davon ausgehen, dass ihm diese Figur näher gebracht wird. Aber es ist ein Punkt, wenn ich jetzt so überlege, warum vielleicht Pippi solche Schwierigkeiten mit dem Roman hatte: Lea bleibt dem Leser fremd!


Auch dem Vater bleibt sie fremd. Er ist ja auf eine schon ungesunde Art vernarrt in seine Tochter (oder in sich selbst?), dass er jeden Bezug zur Realität, also auch zu der realen Lea verliert, obwohl der Leser irgendwie vieles über Lea erfährt, bliebt sie für mich eine Schattengestalt.

Pippilotta hat ganz oben geschrieben:

Jeder versinkt in Selbstmitleid, besonders der Protagonist und Vater von Lea sieht sich sehr gerne in der "Opfer- und Märtyrerrolle". Mit solchen Menschen habe ich "im wirklichen Leben" ein Problem, und auch im "Buchleben". Merciers ausgefeilte Sprache versinkt hier im Melodramatischen, Trübsinnigen und Pathetischen.


Eigentlich geht es mir auch so, vor Kurzem erst bei Leviathan von Julien Green, doch Merciers Melodramatik und Pathetik (die will ich hier gar nicht abstreiten) erinnert mich dann eher an Romane der Brontë - Schwestern als an puren Kitsch.

herzlichst: Alixe
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Beitragvon mombour » 04.12.2009, 23:55

Hallo,

Aus der Erinnerung des Biokybernetikers Martijn van Vliet erfahren wir vom Schicksal seiner Tochter, ihren Gang in den Wahnsinn. Es wird klar, van Vliet fühlt sich ihrem schweren Schicksal schuldig und wird von Träumen verfolgt. „Als müsse man meine Tochter vor allem vor mir beschützen“ heißt es.

Durch ihre Zuwendung zur Musik überwindet Lea die Trauer über den Tod ihrer Mutter. Die Trauer der Tochter war für den Vater ein Bindeglied zur Mutter. Als Leas Trauer verflog, entglitt dem Vater seine verstorbene Ehefrau völlig und machte Lea für diese persönliche Katastrophe verantwortlich, obwohl das Mädchen natürlich keine Schuld trägt. Das Problem liegt eindeutig beim Vater, der sagt ...“ in die Trauer mischte sich ein unvernünftiger unsichtbarer Groll gegen Lea, die mir meine Frau wegnahm, ohne die ich viel früher schon entgleist wäre.“ Mit ihrem Violinspiel, ihrem Anspruch eine perfekte Künstlerin zu sein, driftet Lea geistig in für außenstehende unerreichbare Welten ab. Beide, Vater und Tochter, leiden unter gegenseitiger Entfremdung. Martijn van Vliet kann nie in Leas Musikwelt eindringen. Er versucht zwar, Lea auf Konzertreisen zu unterstützen, steigert sich aber geradezu hysterisch in unüberlegte sinnlose Handlungen und Sorgen hinein, eine Flucht vor seinem einsamen Ich. Lea hilft das gar nicht. Sie geigt wie eine balancierende Tonfee am Abgrund, bis alle Saiten reißen. Beiden entgleitet die Bodenhaftung.

Eine Thematik, die mich interessiert, und so schlecht ist das Buch nicht, wie ich es in manchen Kritiken lesen und im TV hören konnte. Zuerst ist es wichtig, es handelt sich ausdrücklich um eine Novelle, d.h., es kreist sich um ein einziges Thema, von dem nicht abgewichen wird, und es gibt auch eine „besondere Begebenheit“, um die sich alles kreist. Ein Roman, wie z.B. „Der Nachtzug nach Lissabon“ ist dann folglich auch vielschichtiger als eine Novelle. Natürlich könnte man kritisieren, warum die heute unübliche Form der Novelle gewählt wird. Dabei wäre aber zu beachten, Mercier bezieht sich ganz bewusst auf das neunzehnte Jahrhundert (van Gogh, Pagannini), auch die Erwähnung von Schallplatten bezeugt einen Hang nach Vergangenem.

Ein Manko, der Autor hätte der innerseelischen Einsamkeit des van Vliet mehr Aufmerksamkeit schenken können, immerhin erzählt der Protagonist aus seiner Sicht. Die familiäre Vergangenheit des Adrian Herzog zeigt sich so nebenbei, dass ich ihr weniger Aufmerksamkeit schenkte. Insgesamt ein schönes Buch für Leser, die Wahnsinnsthemen mögen. Die Novelle ist auch schön erzählt mit Andeutungen und auf den letzten 70 Seiten schraubt sich die Spannung dem Gesamttext angemessen etwas höher. Mir gefällt so was mehr als Kehlmann &Co.


:stern: :stern: :stern:

Liebe Grüße
mombour
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